Konkrete Frage zu den Kriegstransportern (KT) der Kriegsmarine als U-Bootjäger

Begonnen von Asahi.3, 10 Januar 2013, 05:01:12

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Asahi.3

Ich hätte eine konkrete Frage zu den Kriegstransportern (KT) der Kriegsmarine, über die ich schon lange vorhabe, irgendwann mal eine kleine Arbeit zu erstellen. Ich habe schon gesehen, dass es im Forum in der Vergangenheit ein paar sehr kompetente KT-Informationen gegeben hat. (Hintergrund für mein Interesse: mein Vater war im Krieg bei der 1. Marinebordflak-Süd und auf mehreren KT im Mittelmeer eingesetzt, hauptsächlich auf KT 14.)

Es gibt (relativ) ausreichend Fotomaterial über die KT-Einheiten, die im Mittelmeer eingesetzt waren, auch zu KT 3 in Nordeuropa, aber mir ist so gut wie nichts aus dem Schwarzen Meer bekannt, wo viele KT als U-Bootjäger im Einsatz waren. Die Umbauten zum UJ waren relativ einfach (s. Gröner), der Ladebaum wurde entfernt, die beiden Ladeluken mit Stahlplatten abgedeckt, auf die leichte Fla-Geschütze montiert wurden, Wasserbombenwerfer aufgestellt, ansonsten äußerlich wenig Veränderung zum Aussehen als KT.

Von den 17 KT-Einheiten, die zum Einsatz im Schwarzen Meer gebaut wurden (in Linz/Donau, Korneuburg/Donau und Nikolajew) wurden 14 KT zu UJ umklassifiziert, aber nicht mehr alle Umbauten bis 8/1944 fertiggestellt. Die umklassifizierten Einheiten waren:

KT 4 (UJ 109, später UJ 2171), KT 17 (UJ 104), KT 23 (UJ 106), KT 24 (UJ 105), KT 25 (UJ 110), KT 28 (UJ 114), KT 29 (UJ 108, später UJ 2172), KT 30 (UJ 111), KT 33 (UJ 112), KT 34 (UJ 107), KT 37 (UJ 103), KT 38 (UJ 110), KT 39 (UJ 101), KT 40 (UJ 102). - (Nicht zu UJ umklassifiziert im Schwarzen Meer wurden: KT 18, KT 26, KT 27)

Im Mittelmeer waren dazu nur KT 41 (UJ 6079) und KT 42 (UJ 6080) zum Umbau als U-Bootjäger vorgesehen, kamen aber nicht mehr in Dienst (es könnte also nur Werftfotos aus Toulon geben, ich kenne keine) und in der Ägäis wurde 1944 der Umbau von KT 29 zu UJ 2172 begonnen und nicht mehr beendet und sonst nur ex KT 4 im Mittelmeer zu UJ 2171 umklassifziert (beide kamen aus dem Schwarzen Meer).

Frage: Weiß irgendjemand zufällig, wo Fotos dieser KT als UJ im Schwarzen Meer zu finden wären bzw. kennt jemand Fotos von einem KT als UJ im Mittelmeer? - Danke im Voraus für die Mühe.

Asahi

Brunn

Hallo Asahi.3,

nicht viel, aber doch ein Hinweis.

Nach Unterlagen der US-Army wurde KT-27 und KT-34 in Linz an der Donau (Zustand: uncerviceable) am 8.5.1945 aufgefunden.
LG
Renato

Asahi.3

Hallo Renato!

Danke für den Hinweis, aber das ist nicht möglich.

Vier KT-Schiffe wurden 1942-43 in Linz an der Donau  gebaut (KT 23, 24, 29, 30), aber keines kam je vom Schwarzen Meer nach Linz zurück. Die erwähnten KT 27 und KT 17 wurden beim Rückzug im August 1944 im Schwarzen Meer selbstversenkt.

Aber zwei KTs (KT 23 als UJ 106, KT 38 als UJ 110) versuchten im August 1944 tatsächlich den Rückzug auf der Donau (,,Kampfgruppe Zieb"), sie kamen immerhin bis Prahovo an der Grenze zu Serbien, wo sie (mit weiteren ca. 200 Einheiten) Anfang September 1944 gesprengt wurden. Fotos dieser Schiffe würden mich besonders interessieren.


Asahi.3

Verzeihung, Korrektur:

Ich meinte die von Renato erwähnten KT 27 und 34 wurden 8/1944 im Schwarzen Meer selbstversenkt.
(KT 17 war nur mein Tippfehler, wurde bereits 12/1943 vor der Krim versenkt).

Peter K.

ZitatAber zwei KTs (KT 23 als UJ 106, KT 38 als UJ 110) versuchten im August 1944 tatsächlich den Rückzug auf der Donau (,,Kampfgruppe Zieb"), sie kamen immerhin bis Prahovo an der Grenze zu Serbien, wo sie (mit weiteren ca. 200 Einheiten) Anfang September 1944 gesprengt wurden. Fotos dieser Schiffe würden mich besonders interessieren.

... siehe auch hier und die Links in diesem Thread!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Brunn

Die beiden KT sind immerhin in einer amtlichen Liste der US-Administration in Österreich enthalten. Ich glaube nicht, dass man "Geisterschiffe" in den erbeuteten Bestand der Donauflottille eingereiht hat.
Immerhin ist hier ein schriftlicher Beleg vorhanden. Gibt es einen solchen Beweis für das Schwarze Meer oder für Prahovo?
LG
Renato

Brunn

Anbei Ausschnitte aus der Liste (US-Army/USACA) Quelle NARA M1928.
LG
Renato

Asahi.3

Sehr interessante Quelle, muss aber sicher eine Verwechslung der Amerikaner mit anderen Transportschiffen sein, die 1945 in Linz herumlagen.

Die Kampfgruppe ,,Zieb" ist wohl soweit dokumentiert, dass kein KT nach Linz durchgekommen ist und die im Dokument genannten KT 27 und 34 waren ja gar nicht dabei.

Mein Wissenstand: KT 27 wurde von der Werft in Nikolajew (noch in Bau) im März 1944 in unfertigem Zustand nach Konstanza in Rumänien geschleppt, da die sowjetischen Truppen immer näher heranrücken (im April 1944 Einmarsch der Roten Armee in Nikolajew.) Rumänien kapitulierte bekanntlich am 23.8.1944 und erklärte Deutschland den Krieg, am 26.8. erklärte auch Bulgarien den Rückzug aus dem Krieg, die deutschen Stützpunkte am Schwarzen Meer wurden jedenfalls in diesen Tagen geräumt. Am 24.8. wurden zahlreiche nicht fahrbereite deutsche Schiffe in Konstanza von den eigenen Besatzungen selbtversenkt, darunter KT 27 (in unfertigem Zustand). KT 34 (als UJ 107), gebaut in Budapest, wurde am 25. oder 26.8.1944 vor Kap Kaliakra (nahe Varna, Bulgarien) selbstversenkt.

Bezüglich Verbleib siehe für beide Schiffe auch Gröner.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie zwei Schiffe dieser Größe in dieser Zeit nach Linz kommen sollten, mehr oder weniger unbeachtet. Aber ich gebe zu, sehr interessantes Dokument, ich werde die Sache im Hinterkopf behalten, danke. (Auch die technischen Date kämen ungefähr hin).

MlG aus Manila, Asahi.3

kgvm

Nun ja, zumindest "KT 27" könnte ja schon im März/April 1944 zur Fertigstellung nach Linz geschleppt worden sein.

Brunn

Es dürfte sich um keine Verwechslung gehandelt haben. Ich habe noch ein Schriftstück vom 31.3.1947, bezüglich einer möglichen Übergabe von Schiffen an die österreichischen Behörden gefunden:
"Subject: CEM Craft in US Zone Austrian Danube
USACA Transport Division,
Linz Operations Detachement
Inland Waterways Section"


siehe Anhang (Quelle NARA M1928)

Es wäre interessant, was aus diesen Schiffen geworden ist. Auf jeden Fall waren sie 1947 sogar fahrbereit klassifiziert.
LG
Renato

Brunn

Bitte um Nachsicht, der Anhang wurde nicht mitgesendet. Ich hoffe jetztgeht es!
LG
Renato

Asahi.3

Unglaublich, da ist wohl mehr dran , als ich dachte.
Hochinteressant und vielen Dank für diese Information Renato.
Asahi.3

Darius

Zitat von: Asahi.3 am 10 Januar 2013, 05:01:12
Im Mittelmeer waren dazu nur KT 41 (UJ 6079) und KT 42 (UJ 6080) zum Umbau als U-Bootjäger vorgesehen, kamen aber nicht mehr in Dienst

Hallo Asahi,

ich habe hier die Info aus dem KTB der 6. Sicherungsflottille, dass

UJ 6079 / KT 41
Am 05.06.1944 erstmalig kriegsbereit gemeldet wurde - für die 6. Sicherungsflottille.
Anschließend wird das Fahrzeug munter als U-Jäger eingesetzt.

UJ 6080 / KT 42
Am 11.03.1944 beim Bombenangriff auf Toulon versenkt wurde.
Zitat11.03.1944 11.45 – 12.05 Uhr schwerer Luftangriff auf Toulon, etwa 120 Maschinen.
Sonderkurier aus Toulon überbringt Meldung, dass M 6000/24 und UJ 6080 (KT 42) gesunken. Nähere Angaben fehlen.

Falls Du mehr Infos zu KT 41 und KT 42 für eine Ergänzung Deines Buches suchst, gib mir oder TD Bescheid.

:MG:

Darius



Asahi.3

Lieber Darius!

Das Schicksal von KT 41 (UJ 6079) und 42 (UJ 6080), der beiden in Frankreich gebauten Kriegstransporter, ist tatsächlich etwas unklar.

Das KTB der 6. Sicherungsflottille war mir nicht bekannt. Wenn dort Einsätze von UJ 6079 konkret belegt sind, würde mich das sehr interessieren.

Ich hatte auch schon mehrere Hinweise gesehen, dass KT 41 möglicherweise noch als UJ 6079 in Dienst kam, deshalb habe ich in meinen Buch ,,Die Kriegstransporter der Deutschen Kriegsmarine" (S.103) zum Schicksal von KT 41 als Fußnote die Anmerkung gemacht: ,,unbestätigte Quellen sprechen von Fertigstellung". Im Bestand der 6. Sicherungsflottille habe ich sowohl KT 41 als auch 42 gefunden, obwohl KT 42 (=UJ 6080) sicher nicht mehr fertiggestellt wurde ( http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/km/mittelmeer/sifl-mm.htm ) Das ist ebenfalls in meinem Buch erwähnt.

Als stärkstes Indiz hatte in zwei Internet-Quellen gesehen, dass UJ 6079 am 9.6.1944 in einem Gefecht mit dem französischen U-Boot ,,Casbianca" verwickelt gewesen sein soll.

Vor allem aber soll nach meinen bisherigen Informationen der Umbau von KT 41 und 42 zu UJ erst im Juni 1944 angeordnet worden sein? Wenn es stimmt, dass KT 41 am 05.06.1944 erstmalig kriegsbereit gemeldet wurde, dann erfolgte der Umbau zu UJ wohl schon früher?

Bei Gröner heißt es zu KT 41 nur ,,6.44 im Umbau als UJ 6079", mehr nicht. Von Peter Schenk hatte ich noch die zusätzliche Information erhalten (aus dem Nachlass von Dieter Jung), dass das Schiff am 11.7.1944 in Toulon durch Fliegerbomben zerstört worden sei.

Vielleicht war das Schiff also vom 5.6.1944 bis 11.7.1944 tatsächlich als UJ 6079 in Dienst.

Zu KT 42/UJ 6080: der Luftangriff vom 11.3.1944 bzw. die Versenkung ist in meinem Buch erwähnt (S.104). Es wurde aber gehoben, im Juni 1944 Umbau zu UJ 6080 angeordnet. Bis zum deutschen Rückzug aus Toulon nicht mehr fertiggestellt, im August 1944 im Hafenbecken selbstversenkt. 1945 wieder gehoben und als französisches Baggerschiff ,,La Goule" in Fahrt, später als italienische ,,La Murena".

Bin für jeden Beleg einer tatsächlich erfolgten Indienststellung von UJ 6079/KT 41 dankbar, denn es wird einmal eine zweite Auflage des KT-Buches geben.

Liebe Grüße,
Asahi.3

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