Explosionsunglück auf dem Marinefährprahm F 921 im Hafen von Kappeln

Begonnen von longwood, 23 Dezember 2012, 12:06:38

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longwood

Hallo,

vor längerer Zeit hatte ich das Archiv der Stadt Kappeln in anderer Angelegenheit aufgesucht und mich ,,nebenbei" erkundigt, ob Unterlagen von dem Explosionsunglück auf dem MFP F 921 am 08. Mai 1945  im Hafen von Kappeln vorliegen.

Der sehr rührige und hilfsbereite Archivar gab mir einige Unterlagen und sagte auch, dass bereits in mehreren – vor allem heimatgeschichtlichen – Publikationen darüber berichtet wurde. Dieses war mir bis dato nicht bekannt. Also habe ich diese Publikationen ,,zusammengekratzt" und wollte gerade anfangen, einen Bericht zu schreiben, da stellte ich fest, dass bereits eine Berichtsfolge darüber erschienen war; und zwar begonnen von KPettke am 08. Dezember 2008. Auf Grund der Aussagen vermute ich, dass sie Mitarbeiterin im Archiv der Stadt Kappeln ist/war. ,,Uns Theo" hatte auch kräftig mitgemischt.

Trotzdem möchte ich meinen Bericht veröffentlichen – evtl. sind sogar einige neue Informationen dabei.

Der MFP F 921 hatte auf seiner letzten Fahrt – neben der Stammbesatzung natürlich - Angehörige des Heeres der geschlagenen Kurland-Armee und Überlebende des im Mai 1945 in der Nähe von Swinemünde versenkten Schweren Kreuzers ,,Lützow" an Bord.

Wann genau F 921 Kappeln erreichte, ist nicht überliefert; es müsste aber der 07. oder 08. Mai 1945 gewesen sein.

Das Explosionsunglück – bei dem 13 Angehörige der Kriegsmarine starben – ereignete sich in den Nachmittagsstunden des 08. Mai 1945 im Hafen von Kappeln. Der MFP wollte – bevor die Weiterfahrt nach XXX erfolgen sollte – nur kurz anlegen, damit sich die Soldaten die Möglichkeit haben sollten, sich ,,kurz die Beine zu vertreten".

Über die Ursache des Unglücks gibt es verschiedene Darstellungen...

(1)  -  Auf See sollen Angehörige des Heeres ohne Wissen der Stammbesatzung das einzige an Bord befindliche 8,8 cm Geschütz geladen und den Geschützverschluss geschlossen haben.  In Kappeln wollte ein Soldat auf das Geschützpodest aufspringen, stolperte dabei und griff ausgerechnet dabei an den Abzug, um sich festzuhalten. Dabei löste sich die Granate und flog dabei einem Soldaten, der mit dem Rücken zum Geschützrohr stand, in den Rücken. Durch die folgende Explosion wurden 13 Soldaten getötet und etliche schwer verletzt.

(2)  -  Gemäß Kapitulationsbedingung müssen die Waffen ausgebaut werden. Beim Ausbauen des Verschlusses des 10,5 cm- Geschützers (sic!) löst sich ein Geschoss. Es fliegt einem Soldaten an den Kopf und explodiert.

(3)  -  Nach einem Fliegeralarm nachts auf See war das Geschütz nicht sogleich entladen und gesichert worden, da weitere Alarme befürchtet wurden. Beim Gedränge der Soldaten im Hafen von Kappeln soll sich der Abzugshebel gelöst haben; der direkte Schuss traf einen Soldaten in den Rücken.

(4)  -  Das Geschütz war weder entladen noch gesichert. Beim Gedränge soll sich der Abzug gelockert und Ursache des Unglücks gewesen sein.

Quellen:

- Unterlagen im Archiv der Stadt Kappeln

- Jahrbuch des Angler Heimatvereins, 26. Jahrgang von 1962

- ,,Kappelner Geschichten" von Hans-Peter Wengel (Archivar der Stadt Kappeln); erschienen 2005 in der Sutton-Verlags GmbH (Erfurt).

- ,,Aus Kappelns Militärgeschichte" (2. Teil) – zugleich Heft 6 der ,,Schriften zur Kappelner Stadtgeschichte"; erschienen 2004 im Eigenverlag der Volkshochschule Kappeln.

Die 13 getöteten Soldaten wurden am 09. Mai 1945 in einem Sammelgrab auf dem Friedhof von Kappeln beerdigt (2. Reihe). Auf einer metallenen Grabplatte sind die Namen angegeben; ein Foto dieser Grabplatte befindet sich in der im nächsten Absatz genannten Dokumentation

Es gibt m. W. zwar kein direktes Bild von dem Unglück, aber in der Dokumentation ,,Aus Kappelns Militärgeschichte" ist ein Foto mit folgender Unterschrift abgedruckt: "Auf einem dieser überfüllten Fährprähme geschah das schreckliche Unglück". Leider habe ich keine Berechtigung, das Bild hier einzustellen...

In dieser Dokumentation sind auch noch 3 weitere Fotos  vom Kappelner Hafen im Mai 1945 abgedruckt. Die oft zu hörende Aussage ,,...dass zum Kriegsende im Hafen so viele Schiff lagen, dass es ohne Probleme möglich war, von einem Ufer zu anderen zu gelangen, ohne die Brücke zu benutzen..." möchte ich – auch auf Grund dieser Fotos – persönlich stark anzweifeln.

Von dem Seegebiet Eckernförder Bucht / Schlei habe ich andere Informationen, die aber noch nicht ,,spruchreif" sind...

Falls jemand noch weitere Informationen zu diesem Unglück hat, würde ich mich freuen, dass diese hier veröffentlicht werden.

Gruß – und frohe Festtage


Hans-Hermann H. alias longwood

bettika61

Hallo Hans-Hermann,
mit weiteren  Informationen kann ich leider nicht dienen.Du hast  ja schon viel recherchiert.
Eine   Quelle  von Hans-Peter Wengel aus den "Kappelner Geschichten"
"Kappeln in den Wirren der Kapitulation im Mai 1945"
kann man für die Datenbank verlinken  --/>/>http://www.kappeln.de/PDF/Kappeln_in_den_Wirren_der_Kapitulation_im_Mai_1945_.PDF?ObjSvrID=1760&ObjID=127&ObjLa=1&Ext=PDF&WTR=1&_ts=1261578235

Wo finde ich den von Dir genannten Bericht "begonnen von KPettke am 08. Dezember 2008" ?

Grüsse von der noch verschneiten Flensburger Förde
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

joern


longwood

Hallo joern,

vielen Dank für Deine "Amtshilfe".


Hallo Beate,

ich wollte Dich bitten, den Beitrag zu verlinken - aber joern kam Dir zuvor.

Gruß - und ein paar frohe Festtage

Hans-Hermann H. alias longwood

t-geronimo

Auch dieses Thema verschiebe ich in den HMA-Bereich und setze im Datensatz von F 921 einen Link hierhin.  :-)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Darius


bettika61

Hallo,
beim  Datum gibt es eine Diskrepanz zwischen
7.Mai 1945 auf der Grabplatte,
und 8.05.1945 im Text  :?
Die Crewliste enthält sowohl die Angaben  8.5.1945 als Todesdatum im Laz. Kappeln
sowie 7.5.1945 Kappeln
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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