Die Versenkung der "Monte Gorbea" und das dt. Kriegsgericht

Begonnen von Rheinmetall, 20 September 2012, 16:11:26

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Rheinmetall

Hallo in die Runde !

Am 19.09.1942 um 19.37 Uhr versenkte U 512 (Kptlt. Wolfgang Schultze) auf seiner ersten Feindfahrt 60 Seemeilen ostwärts von Martinique den neutralen / spanischen Einzelfahrer "Monte Gorbea" (3720 tons) mit einem einzelnen Torpedo.
Das Boot war dem Spanier bereits seit 16.41 Uhr auf den Fersen und hatte dessen spanische Flagge auch erkannt.
Jedoch hielt Schultze dies für eine Kriegslist und entschloss sich zum Angriff.

Durch die Torpedoierung starben von der 46 Mann starken Crew 23 Seeleute.
Von den reisenden Passagieren (33) überlebten jedoch nur 4 Leute.

Der BdU informierte das Boot nach der Versenkung, dass der Kommandant nach seiner Rückkehr ein Kriegsgerichtverfahren zu erwarten habe.
Jedoch ging das Boot am 02.10.1942 mit der gesamten Besatzung verloren.

Kann mir vielleicht jemand verraten, wieso der Kommandant die spanische Flagge des Schiffes für eine (Kriegs-) List hielt ?
Mir ist lediglich ein Fall bekannt, wo ein britisches Handelsschiff sich durch den Anstrich der Aufbauten  und einer falschen Markierung an der Bordwand als Neutraler tarnen wollte, dann aber durch die "Admiral Scheer" aufgebracht und versenkt wurde.

Sind sonstige gleichgelagerte Fälle, vorallem bei Vorfällen mit deutschen U-Booten dokumeniert ?

Ist es bekannt, wieso Schultze nicht den BdU um Weisung (vor der Versenkung) bat, wie er zu verfahren habe ?
Eine andere Möglichkeit wäre ja noch gewesen, mit einem Prisenkommando an Bord zu gehen und die Schiffspapiere / Besatzung / Ladung zu kontrollieren ?

Wie erfuhr der BdU, dass ausgerechnet U 512 die spanischen "Monte Gorbea" versenkt hatte ?
Ist vielleicht das FT des BdU an das Boot noch irgendwo dokumentiert ?Und was hatte der Kommandant bei dem Kriegsgericht für eine Strafe zu erwarten ?
Wäre hier nicht auch der 1 WO zur Rechenschaft gezogen worden, da er den Kommandant von seinem Vorhaben nicht abbrachte ?

Wie reagierte die Spanier auf den Verlust ihres Schiffes, den Tod der Besatzung / Passagiere und den Verlust der Ladung (5850 Tonnen Weizen und Bohnen) ?

Würde mich wie immer sehr freuen, wenn mir die ein oder andere Frage beantwortet werden könnte.

Mit den besten Grüßen,

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Peter K.

... ergänzend einige Bilder des Schiffes:
Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4
... die Sache fand auch Eingang in den Nürnberger Prozess, z.B. hier und auch hier!
... stellvertretend eines der Opfer dieses Schiffsuntergangs
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Glasisch

Hallo,
im Netz findet man nichts, wie Spanien reagiert hat. Meine letze Hoffnung war Blair, aber da steht auch nichts. In die Suchmaschine gab ich diesen Begriff - El torpedeo del "Monte Gorbea" - aber da sprang nichts dabei raus, irgendwelcher Meineungsaustausch (spanische Foren), aber nichts Konkretes. Irgendwo las ich mal, die Spanier hätten mächtig protestiert, aber wer, in was für einer Form, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Gruß
Micha
,,Ruhe in den Telefonen. Denkt daran, daß auch in England auf jeden Mann eine Mutter wartet!" KzS Helmuth Brinkmann Kommandant der ,,Prinz Eugen"  in der Dänemarkstrasse am  24. Mai 1941, nachdem die ,,Hood" kurz davor explodiert worden war.

040652

Hallo,
habe zur Thematik noch etwas in meinen Unterlagen gefunden:
""U 512 meldete am 25.09.42, dass "Monte Gorbea" vor Torpedierung als neutrales Schiff erkannt wurde.

"Vermutete Verdachtsmomente für getarnte Engländer sind unzureichend und rechtfertigen nicht die Versenkung. Der Kommandant wird sich für sein Verhalten vor einem Kriegsgericht zu verantworten haben. Alle Boote in See erhalten Kenntnis."

Auszug aus einer Niederschrift des Admiralrichters Dr. Eckhardt.

Gruß
Horst

Rheinmetall

Guten Morgen zusammen !

Vielen Dank für die interessanten und hilfreichen Antworten.
Werde mich jetzt gleich mal durch die Links arbeiten.  :-D

Euer Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Chris

Hallo an Alle
Als entschädigung für den versenkten Dampfer erhielt Spanien am 1.09.43 die CORRIENTES (21/4565 BRT)

Gruß
Ch.

Arche

Hallo Rheinmetall!
Man könnte sicherlich noch etwas zu dem angedrohten Kriegsgerichtsverfahren sagen, dies wäre aber spekulativ. Vermutlich wäre er wegen Ungehorsam, Dienstpflichtverletzung, etc. gekommen. Die Frage wäre erst einmal, was geht in einem Kommandanten vor, den nach der Rückkehr ein Kriegsgerichtsverfahren erwartet. Es wäre auf jeden Fall zu Zeugenbefragungen gekommen. Der Bericht des einzigen Überlebenden von U-512 uboatarchive lässt aber erahnen, dass Schulze wohl eher den Kommandanten gehörte, die ihre Mannschaft in fast allen wichtigen Belangen nicht überzeugen konnten und an Bord ein Klima schafften, dass mit dem, wie sich auch die U-Bootführung es sich wünschte, nicht übereinstimmte.

Heinz-Jürgen

jmayorlazaro

#7
Hallo,

Eulalia López de Medina und ihre Tochter Alicia Lázaro, die meine Großmutter und meine Tante waren, starben in diesem tragischen Schiffbruch (Monte Gorbea), mit dem meine Familie immer markiert ist. Meine Mutter und ihre beiden Brüder blieben verwaist und konnten es niemals vergessen. Der Kapitän von Monte Gorbea, (normalerweise sollt der Kapitän als letzte das Schiff verlassen) und die meisten der Besatzung retteten sie sich die ersten. (Feiglinge!!).Heute, 19. September ist der Jahrestag des Schiffsuntergangs und meine Mutter, während des Abendessens, erinnerte sie sich wieder wie sie über die Nachricht über den Tod ihrer Mutter informiert wurde, und wie sie ins Bett gegangen ist und tagelang geweint hat. Sie war erst 12 Jahre alt und heute hat sie wieder geweint, als sie sich daran erinnert hat und uns alles erzählt hat. Es war eine Tragödie für die ganze Familie.Gruß

Jorge

Hola a todos,
Eulalia López de Medina y su hija Alicia Lázaro, que eran mi abuela y mi tía respectivamente, murieron en este trágico naufragio con el que siempre estará marcada mi familia. Mi madre y sus dos hermanos quedaron huérfanos y nunca pudieron olvidarlo. El capitán del Monte Gorbea, (que es el último que debe abandonar el barco) y la mayor parte de la tripulación se salvaron los primeros (¡¡Que canallas!!).Hoy día 19 de septiembre es el aniversario del hundimiento y mi madre, durante la cena, ha recordado como le comunicaron la noticia del fallecimiento de su madre. Ella tenía tan sólo 12 años y, una vez más, ha llorado al recordarlo. Nos ha contado que se metió en la cama y estuvo llorando durante días. Fué una tragedia para toda la familia. Un saludo

Jorge

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