30,5 cm Geschütze von S.M.S. PRINZ EUGEN

Begonnen von Peter K., 13 April 2012, 21:27:51

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Peter K.

In einem älteren Thread ging´s einmal kurz um den Verbleib der 30,5 cm Geschütze des k.u.k. Linienschiffs S.M.S. PRINZ EUGEN:

Zitat... Verbleib der 30,5 cm Geschütze der PRINZ EUGEN ...

Nach meinen Informationen kam das Schiff im Schlepp von 4 französischen Marineschleppern (welchen?) am 05.09.1920 in Toulon an. Von 15.01. bis 15.03.1921 wurde unter anderem die gesamte Artillerie ausgebaut, im Marinearsenal eingelagert, später an das Heer übergeben und schließlich von der deutschen Wehrmacht erbeutet. Was ist aus den 12 Rohren geworden?

Übrigens wurde PRINZ EUGEN Ende Mai 1921 in der Bucht von Alicastre auf Grund gesetzt und ziemlich wirkungslos von französischen Marineflugzeugen bombardiert. Erneut flott gemacht, bewarf im Juni 1921 das Luftschiff AT9 das Schlachtschiff auf der Reede von Vignettes mit einer 400 kg Bombe. Am 27.01.1922 wurde in der Bucht von Ciens ein Torpedogefechtskopf an der Bordwand gezündet, worauf das Schiff zunächst achtern vollief und schließlich bei 12 m Wassertiefe auf ebenem Kiel sank. Nach einmonatigen Bergearbeiten wurde das Schiff wieder nach Toulon geschleppt. Schließlich versank die PRINZ EUGEN über das Heck südlich von Cap Cepet nach Beschuß durch BRETAGNE mit 25 Granaten Kaliber 34 cm (Gürtel zweimal durchschlagen, ein Drillingsturm, ein Batterieleitstand und ein Schornstein zerstört), bzw. 30,5 cm Übungsgranaten von JEAN BART, PARIS und schließlich noch FRANCE.

Dazu ist jetzt in der neuesten Ausgabe (Nr. 46) der Zeitschrift "Österreich Maritim" ein feiner Artikel von Nikolaus Sifferlinger erschienen, der sich im wesentlichen auf Forschungsarbeiten von Erich Sieche in den 1970er-Jahren stützt - allerdings mit einigen, mir neuen Details:

Die vier Schlepper, die PRINZ EUGEN nach Toulon brachten, waren GOLIATH, SAMSON, MILAN und RHINOZEROS.

Zwei schöne Aufnahmen zeigen den Ausbau eines 30,5 cm Geschützes durch den Schwimmkran ATLAS bei Forges et Chantiers de la Mediterranee bzw. alle 12 Rohre an Land eng beieinander liegend. Eines dieser Rohre dürfte von den Franzosen einer eingehenden Untersuchung unterzogen und dabei zerstört worden sein. Die restlichen 11 Rohre wurden von den Deutschen im Arsenal Tarbes erbeutet und irgendwann zwischen Juni 1940 und 1943 abtransportiert, was durch drei Bilder dokumentiert ist. Der weitere Verbleib ist leider weiterhin unbekannt ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Peter K.

Heute kann ich den Abtransport der elf 30,5 cm Rohre aus Tarbes in den Pyrenäen durch einen Vermerk im Dokument

AW (A) B.Nr. 7718 G.Kdos.

des Kommandierenden Admiral Frankreich vom 26.09.1941 bestätigen. Darin heißt es:

...
II.
Im Berichtsabschnitt (vom 10.06. - 10.09.1941, Anm. pk) sind folgende Geschütze und Geschützteile, Lafetten pp. nach Meppen oder Swinemünde zurückgeführt worden:
...
5 - 30,5 cm Geschützrohre (ehemals österreichische vom Linienschiff "Prinz Eugen") aus Tarbes (unbesetztes Gebiet).
(6 weitere 30,5 cm Rohre werden in diesen Tagen in Tarbes verladen).
...
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Peter K.

In einer Anlage zum KTB des "Admiral Adria" vom 31.01.1944 fand ich folgende bemerkenswerte Textpassage:

ZitatDie von dem 1918 im Hafen von Pola gesunkenen, österreichischen Linienschiff "Viribus Unitis" geborgenen Geschütze und zwar 5 - 30,5 cm Rohre, 7 Wiegen, 3 Verschlüsse sind der Gruppe Süd zur weiteren Verwendung an anderer Stelle bzw. zur Verwertung freigemeldet worden.

Hat vielleicht jemand Informationen zum weiteren Verbleib?
Grüße aus Österreich
Peter K.

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bodrog

das wären dann aber immerhin 16 30,5-cm kuk Rohre, die den WK II erlebt haben dürften... wann sind denn die Geschütze von Viribus Unitis abgeborgen worden?

Peter K.

Zitatwann sind denn die Geschütze von Viribus Unitis abgeborgen worden?

... offenbar vor dem Jänner 1944!  :wink:
Im Ernst, diese Tatsache war mir bisher völlig unbekannt und daher auch so bemerkenswert für mich - auch wenn man bedenkt, dass die Rohre rund 25 Jahre im Salzwasser gelegen haben!
Grüße aus Österreich
Peter K.

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bodrog

ZitatIn Brindisi befindet sich auch ein Geschütz der Viribus Unitis.

aus diesem Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Viribus_Unitis

Artikelqualität kann ich nicht beurteilen - aber welches Geschütz von Viribus Unitis ist dort ausgestellt? Und wann wurde das abgeborgen?

kgvm

"auch wenn man bedenkt, dass die Rohre rund 25 Jahre im Salzwasser gelegen haben"
Wohl maximal 10 Jahre weniger, denn das Wrack wurde "in den dreißiger Jahren von den Italienern an Ort und Stelle zum Teil abgewrackt und gesprengt" (Die "Tegetthoff"-Klasse S. 100).

Peter K.

ZitatIn Brindisi befindet sich auch ein Geschütz der Viribus Unitis.

Das ist mir vollkommen neu und halte ich auch nicht für sehr glaubwürdig. Vielleicht handelt es sich aber um eines der 7 cm L/50 BAG ...
Bekannt sind mir zwei noch vorhandene 30,5 cm Granaten des Schiffes in Triest, weitere Granaten und Kartuschen befinden sich im Besitz des HGM in Wien und auch in Mailand sollen noch Kartuschen vorhanden sein.

Zitat... denn das Wrack wurde "in den dreißiger Jahren von den Italienern an Ort und Stelle zum Teil abgewrackt und gesprengt" (Die "Tegetthoff"-Klasse S. 100)

Im Gegensatz zu dieser alten Publikation von 1979 schreibt PRASKY im Jahr 2000, dass das Wrack im November 1919 von einem italienischen Marinetaucher untersucht und später gesprengt bzw. anschließend Stück für Stück gehoben wurde, sodass nur noch Kleinteile an der Untergangsstelle vorhanden sein dürften - außer der Anlegeboje natürlich. Nach der im November 1919 angefertigten Skizze scheint sich nur der vorderste der vier Drillingsürme annähernd vollständig noch über dem Meeresgrund befunden haben, bedingt durch die Schräglage des gekenterten Schiffes vielleicht auch noch Teile der Rohre des vorderten überhöhten Turmes.

Möglicherweise wurden die erwähnten 5 Rohre ja bereits im Zuge dieser italienischen Sprengungen geborgen und im Marienarsenal in Pola eingelagert, wo sie dann viel später von den Deutschen vorgefunden wurden.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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MarkusL

Hallo,
nach "Le Difese Costiere Italiane nelle due Guerre Mondiali" waren am 17.01.41 noch 20 Stück 305/42 aus KuK Beute vorhanden.
Gruß
Markus

bodrog

also maximal 12 von Tegetthoff und dann 8 weitere die alle von Viribus Unitis stammen könnten oder vielleicht zum Teil auch Reserverohre aus einem Arsenal...

wieviel Rohre hat den Skoda insgesamt gerfertigt?

MarkusL

Hallo,
würde eventuell auch die 4 Rohre von "Erzherzog Franz Ferdinand" in Erwägung ziehen.
Dann würden noch 4 "Sonstige", Viribus Unitis und/oder Reserve verbleiben.
Die Frage nach der Skoda-Gesamtproduktion ist wirklich interessant.
Gruß
Markus

Peter K.

Zitatnach "Le Difese Costiere Italiane nelle due Guerre Mondiali" waren am 17.01.41 noch 20 Stück 305/42 aus KuK Beute vorhanden.

DAS ist ja ´mal eine Neuigkeit, denn über DIESE Quelle verfüge ich nicht. Abgesehen davon hatten die 30,5 cm Rohre von Skoda allerdings eine Rohrlänge von L/45.

Zitat... oder vielleicht zum Teil auch Reserverohre aus einem Arsenal ...

Ich glaube eher, dass diese Rohre von TEGETTHOFF (12), RADETZKY, ZRINYI (je 4, abgewrackt in Pola) und vielleicht von ERZHERZOG FRANZ FERDINAND (4, abgewrackt in Ancona) stammen ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

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kgvm

"würde eventuell auch die 4 Rohre von "Erzherzog Franz Ferdinand" in Erwägung ziehen."
Die 30,5 cm-Geschütze der "Viribus Unitis"-Klasse wurden aber erst 1910 konstruiert, wären also für "Erzherzog Franz Ferdinand" etwas spät gewesen. Gleichwohl könnten diese trotz abweichender Konstruktion in der italienischen Gesamtzahl aus 1941 enthalten sein, da wurde eventuell nicht so genau unterschieden.
Zur Gesamtzahl der Geschütze:
Irgendwie habe ich da einen Artikel von René Greger im Hinterkopf.

MarkusL

Hallo,
nach "Greger" in "Schlachtschiffe der Welt" wurde 305mm L/45 Skoda als einziges Geschütz dieses Kalibers 1908 eingeführt, "Probegeschütz Mai 1908 getestet".
Insofern dürften auch nur diese Rohre als Kriegsbeute an Italien gegangen sein.
Gute Frage, ob die Geschütze der im US-Auftrag in Italien abgewrackten "Radetzky" und "Zrinyi" bei der Italienischen Marine verblieben sind.
Gruß
Markus

Peter K.

Auf der RADETZKY - bzw- TEGETTHOFF - Klasse waren die selben 30,5 cm Rohre als Hauptbewaffnung eingebaut, allerdings einmal in Zwillingstürmen und dann in Drillingstürmen.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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