Bismarck-Klasse - ein fragwürdiger Entwurf?

Begonnen von Leopard2A6EX, 08 Februar 2012, 17:17:53

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Zitat von: delcyros am 22 März 2017, 17:43:12
Zitat von: Hannes 1988 am 22 März 2017, 16:14:54
Moinsen zusammen. Zum Thema Laffetierung der SFlak auf Bismarck: ich hätte eine einheitliche Laffetierung auch für sinnvoller empfunden schon aus dem Grund, dass sobald einer der Leitstände je Seite ausfällt schießt die dazugehörige Flak mit falschen Werten. Bei einer einheitlichen Laffetierung kann die Flak die Werte des übrig gebliebenen Leitstandes verwenden, ohne Falsche Werte zu bekommen. Die Tirpitz wurde doch auch einheitlich ausgestattet.

LG Hannes

Nocheinmal- warum mit falschen Werten? Die errechneten Schußwerte und Höhen sind identisch, egal in welcher Lafette -weil das Geschütz daselbe ist. Die Unterschiede sind in der Synchronität des Abkommens begründet, weil die Lafetten unterschiedliche Richtgeschwindigkeiten besitzen.
Daher bei starker See und/ oder bei sich schnell ändernen Zielanweisungen gibts Probleme durch inhomogenität des Verzuges. Bei Folgezeigerbedienung wahrscheinlich ebenfalls durch die unterschiedliche Trägheit im Nachrichten.

Relevanter ist da der von Thoddy erwähnte Zweiachsige, hintere Fla-Leitstand. Ein zusätzlicher Wandler bedeutet Informationsverlust und Fehlerquellen.



Mal als gelernter Flakartillerist nachgefragt.

Konnten die 105er Flak auch ohne Leitstände schießen, also direkt aus den Lafetten heraus gerichtet werden? Gegen niedrig anfliegende Torpedobomber mit einem Kurswinkel von vielleicht 10-20 Grad brauchte man keine hohe Richtgeschwindigkeiten weder in der Seite und schon gar nicht in der Höhe. Ich vermute, da sie mit der Flugzeuglängsachse zielen mussten, flogen sie mit leichtem Vorhalt in Richtung Bug an. Da sich das angegriffene Schiff gleichzeitig in die selbe Richtung bewegte, für die Richtkanoniere ein im Fadenkreuz kaum auswanderndes leichtes Ziel. Die Geschwindigkeit der Swordfish (ca. 50 m/sek) war bekannt, also konnten die Zeitzünder relativ genau eingestellt werden. Wo lag das Problem?

Aus diesem Grund wundert mich auch die Erfolglosigkeit der leichten Flak. Bei Müllenheim-Rechberg beschreiben Zeugen, dass einige Torpedobomber erst in wenigen hundert Metern Entfernung ihre Torpedos ausgelöst haben. Das es da nicht wenigstens zu einem einzigen Treffer in den Motorblock gereicht hat, grenzt für mich an ein Wunder oder die Swordfish hatten besondere Nehmerqualitäten.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Thoddy

#256
Zitat von: Herr Nilsson am 22 März 2017, 17:14:22
Für Bismarck war ebenfalls eine einheitliche Ausstattung geplant...auch was die Wackeltöpfe anging.

Als Wackeltöpfe kann man eigentlich nur die SL 5/6 Flakleitstande der Panzerschiffe/Scharnhorstklasse bezeichnen
Diese waren Großkreisel stabilisiert. Die Stabilisierung wird direkt durch die Kreisel verursacht. Bei sehr starken Schiffsbewegungen können Begrenzungen angefahren werden, die zum "Umkippen" der Kreisel führen können.

Bei den weiterentwickelten SL 7/8 wurden klein Kreisel mit indirekter Stabilisierung über elektrische Steuereinrichtungen   eingesetzt. Gewichteinsparung gegenüber dem SL 6 etwa 2 t soweit erinnerlich.

---------------------------------------------------------------------
Typisches Angriffsprofil der Swordfishs
in größerer Entfernung befindet sich ein Fühlungshalter der lfd Positionen des Ziels  mitteilt
die Angriffsgruppierung fliegt üblicherweise außer Sicht des Ziels an, in vorlicher Richtung etwa 1000 m vom Schiff entfernt wird durch die Wolkendecke geflogen und im Trudeln bis auf Angriffshöhe hinuntergestoßen. Auf 800 - 600 m wurden die Torpedos ausgelöst

Hier Angriffsprofil von Utsira gegen Scharnhorst
6 Swordfish 3 wahrscheinliche Abschüsse beobachtet davon 2 sicher (Britische Quelle sagt 2 Abschüsse der dritte hat wohl einen Absturz simuliert und das Flugzeug kurz über dem Meer abgefangen, weitere wurden beschädigt.

Lieutenant Commander Eugene  Esmonde Swordfish Squadron die auf Bismarck einen Torpedotreffer landen konnte, wurde beim Angriff während des Kanaldurchbruchs vollständig aufgerieben
3 Flugzeuge wurden von Prinz Eugen mit einem Munitionsaufwand von ca 50 x 10,5 cm Geschossen vernichtet. Ein Jäger der die 3 Torpedobomber begleitete, durch die Abfangjäger der Luftwaffe 

Die anderen 3 wurden beim Angriff auf Scharnhorst  hier evtl 1 Abschuß durch Scharnhorst.
(Luftwaffe und Marine haben sich wohl schwer um die Abschüsse gestritten)


Von Bismarck  hätte man das eigentlich auch erwarten können, wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär .

Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Zitat von: Thoddy am 23 März 2017, 10:02:17Als Wackeltöpfe kann man eigentlich nur die SL 5/6 Flakleitstande der Panzerschiffe/Scharnhorstklasse bezeichnen
Diese waren Großkreisel stabilisiert. Die Stabilisierung wird direkt durch die Kreisel verursacht. Bei sehr starken Schiffsbewegungen können Begrenzungen angefahren werden, die zum "Umkippen" der Kreisel führen können.

Bei den weiterentwickelten SL 7/8 wurden klein Kreisel mit indirekter Stabilisierung über elektrische Steuereinrichtungen   eingesetzt. Gewichteinsparung gegenüber dem SL 6 etwa 2 t soweit erinnerlich.

Bei Breyer/Schmolke Die Schweren Kreuzer der Admiral-Hipper-Klasse (Bernard & Graefe, Bonn 1992, S. 225 ff.) wird eine Denkschrift des Verbands deutscher Ingenieure aus dem Jahre 1957 zitiert, die vom ehemaligen Marine-Baudirektor Dr.-Ing. Fischer (mit Anmerkungen des ehem. Chefs der OKM-Amtsgruppe Artilleriekonstruktion Dipl.-Ing. Ludwig Cordes (1896 - 1958), siehe auch Breyer/Schmolke, Die Schlachtschiffe der Scharnhorst-Klasse, S. 165 ff.) verfaßt worden sei und in der geradezu vernichtende Kritik an den SL-6 - Flakleitständen geübt wird.

Ein bereits 1932 von Marine-Ingenieuren vorgeschlagenes Gerät sei erst ab 1942 umgesetzt worden, ein erster Prototyp sei bis Kriegsende fertiggestellt worden (»technisch wesentlich einfacher, betriebssicherer«) bei einem Gewicht von nur 6 t gegenüber 46 t des als mangelhaft, ja geradezu unbrauchbar dargestellten SL-6 (S. 227/228).




Ebenfalls heißt es dort, daß von Marine-Ingenieuren ab 1937 die Entwicklung von Leitgeräten für die 3,7-cm-Flak vorgeschlagen worden sei, was anscheinend abgelehnt wurde; als sich im Kriege die Erforderlichkeit eines solchen kleinen Leitgerätes gezeigt habe, sei die Entwicklung aus Zeitmangel nicht mehr möglich gewesen (S. 228).

Peter K.

Hierbei handelt es sich um die VDI - Denkschrift "Ingenieur und Landesverteidigung" bzw. genauer um die dortige Anlage 7 und die dort gebrachten Beispiele 2 (Flak-Leitstände mit Groß-Kreisel-Stabilisierung) und 4 (Leitgeräte für Maschinen-Kanonen).
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

RePe

Hallo,

eine Anmerkung noch zur hier im Thread viel gescholtenen 3,7-cm-S.K. C/30 in Doppellafette C/30. Es wurde ja schon
erwähnt, dass diese als Präzisionswaffe konzipiert war, also im Vergleich zur 4-cm-Bofors das Scharfschützengewehr
zum Karabiner.
Aber um die Funktion als Präzisionswaffe wirklich ausfüllen zu können, fehlte etwas, was eigentlich bereitgestellt hätte
werden können. Ich zitiere aus Koop/Schmolke "Die Schlachtschiffe der Bismarck-Klasse", S. 66:
"Auch für Maschinenwaffen (3,7 cm und 2 cm) wurden bereits 1933 Vorschläge für automatische Feuerleiteinrichtungen
vorgebracht. Man dachte in den damit befassten Ingenieurkreisen weit voraus. Nichts geschah."
So wäre zwar immer noch die geringe Kadenz dieser 3,7 cm geblieben, aber in puncto Zielgenauigkeit wäre wohl eine
Verbesserung bereits nach dem damaligen Stand der Technik möglich gewesen. So aber - um nochmal einen Vergleich zu
bemühen - war sie wie ein Jagdgewehr ohne Zielfernrohr.
Bei Ulrich H.-J. Israel "Einziger deutscher Flugzeugräger Graf Zeppelin" findet sich bei S. 49-51 eine Längsschnitt-Zeichnung
dieses Trägers im Planungsstand von 1939. Hier sind mehrere Geräte eingezeichnet (z.B. zwischen den achtersten 3,7 cm-
Ständen), die ich als eine Art von optischem Zielanweisegerät oder Feuerleitgerät interpretiere. Es war wohl etwas dieser
Art für die 3,7 cm in Entwicklung oder tatsächlich entwickelt worden. In der entsprechenden Zeichnung zu Planungsstand
von 1942/43 findet sich davon nichts mehr. Ich habe keine Erklärung dafür.

     RePe

delcyros

#260
Diese Vorstellung ist nicht richtig. Die 37mm SK C/30 in Dop. L. C/30 war an die FLAK Feuerleitung angeschlossen. Es gab an der Dop. C/30 Laffette Empfänger für Höhenweiser, Kantwinkel und Richtungsweiser. Auch die Flakrechenanlage hatte einen Anschluß für die 37mm, die erst bei Umrüstung auf die handgerichtete 37mm FLAK KM42 wegfallen sollten. Darüber hinaus sind Anschlüsse für die 3.7cm SK C/30 an die Waffenführer-Fernsprechanlage, und zwar je ein Anschluß für Beobachter, den Fla-Visier Einsteller und den Höhenrichtmann vorhanden gewesen. Von daher sind die 37mm C/30 auch zu den zentral geleiteten Fla-Waffen (wie sFlak und US Bofors) zu zählen.
(Hauptfeuerverfahren nach dem Folgezeigerprinzip, Nebenfeuerverfahren nach telefonischer Ansprache durch den Fla-Waffenleiter und Einstellungen für Seitenvorhalt und Parallaxe am Visier und Höhe am Höhenrichtmann, Reservefeuerverfahren lokal)

Eine Fernsteuerung wäre natürlich noch besser.


ZitatKonnten die 105er Flak auch ohne Leitstände schießen, also direkt aus den Lafetten heraus gerichtet werden? Gegen niedrig anfliegende Torpedobomber mit einem Kurswinkel von vielleicht 10-20 Grad brauchte man keine hohe Richtgeschwindigkeiten weder in der Seite und schon gar nicht in der Höhe. Ich vermute, da sie mit der Flugzeuglängsachse zielen mussten, flogen sie mit leichtem Vorhalt in Richtung Bug an. Da sich das angegriffene Schiff gleichzeitig in die selbe Richtung bewegte, für die Richtkanoniere ein im Fadenkreuz kaum auswanderndes leichtes Ziel. Die Geschwindigkeit der Swordfish (ca. 50 m/sek) war bekannt, also konnten die Zeitzünder relativ genau eingestellt werden. Wo lag das Problem?

Aus diesem Grund wundert mich auch die Erfolglosigkeit der leichten Flak. Bei Müllenheim-Rechberg beschreiben Zeugen, dass einige Torpedobomber erst in wenigen hundert Metern Entfernung ihre Torpedos ausgelöst haben. Das es da nicht wenigstens zu einem einzigen Treffer in den Motorblock gereicht hat, grenzt für mich an ein Wunder oder die Swordfish hatten besondere Nehmerqualitäten.

Die lFLAK und mFlak verschoß nur Munition ohne Zeitzünder und war daher auf direkte Treffer angewiesen. Diese sind auch erzielt worden, nur war der Kontaktzünder entweder nicht empfindlich, oder nicht schnell genug, um bei der Stoffbespannung der Swordfish die Detonation noch im Flugzeug auszulösen (siehe Thoddy).
Die 10.5cm FLAK verschoß dagegen ausschließlich Zeitzünder gegen Flugzeuge. Sie konnten treffen und das Ziel glatt durchschlagen und erst weit hinter dem Ziel wirkungslos krepieren.
Der Doppelzünder wäre für die sFlak sicher besser.
Bei Kriegsende ergaben Versuche mit Doppelzünder gegen hochfliegende, schwere Bomber eine quote von etwa 300 Schuß pro Abschuß verglichen mit >4000 pro Abschuß bei Verwendugn mit Zeitzünder*. Auch wenn diese Zahlen nicht mit der Marine direkt vergleichbar sind (andere Flugprofile, die Landflak lag technisch auch lange hinter der Marineflak in der Qualität und Leistungsfähigkeit der Ausrüstung bis etwa 1942), zeigen sie doch eine Potenzierung der Wirksamkeit an.

ZitatSteht so im AVKS-Bericht für Richten nach Schieberweiser.

Marc, könntest du die genaue Stelle lokalisieren? 91.-93.? Danke.


*edit:
die relevante durchschnittliche Vergleichszahl für die ersten 20 Kriegsmonate für die sFlak (land) betrug nach Westermann 2280 Schuß pro Abschuß.

Allerdings war die sFlak zu lande anfang des Krieges durchweg deutlich schlechter ausgerüstet als die Marineflak hinsichtlich der ballistischen Leistungen:

sFlak land: 88mm FLAK 18/36/37
V0: 820m/s
max. Schußhöhe: 10600m, effektiv: 7500-8000m

sFlak Marine:
88mm SK C/31:
V0: 1060m/s
max. Schußhöhe: 13300m, effektiv: 9500-10000m

88mm SK C/32:
V0: 950m/s
max. Schußhöhe: 12400m, effektiv: 9000-9500m

105mm SK C/33:
V0: 900m/s
max. Schußhöhe 12500m, effektiv: 9000-9500m

Erst im späteren Verlaufe des Krieges, zog die Landflak leistungsmäßig mit der Marineflak durch Einführung von 105mm, 128mm und 88mm/Flak41 gleich. Leistungsunterschiede zwischen Land- und Marineflak gab es auch in der m.FLAK, und in geringerem Umfang, in der l.FLAK.

Herr Nilsson

#261
Zitat von: delcyros am 24 März 2017, 09:21:19
ZitatSteht so im AVKS-Bericht für Richten nach Schieberweiser.

Marc, könntest du die genaue Stelle lokalisieren? 91.-93.? Danke.

92. ...wobei dann ja in dieser Schaltung auch bestimmt nicht geschossen wurde, man wusste es ja. Die falschen Werte kamen somit nicht zum Tragen. Die Möglichkeit fiel einfach nur weg.
Gruß Marc

delcyros

#262
Danke. Das Problem liegt begründet in der laffettenseitigen, neuen Visiereinrichtung im C/37, dass bedingt durch den schwingenden Richtkreis sowohl horizontal- als auch schrägebene Werte benötigt und die *richtigen* Schieberwerte ohne SV-Wandler in die falsche Ebene des Visieres einordnet.

D.h.

Hauptfeuerverfahren: Richten und Schießen per Fernsteuerung (kein Problem mit unterschiedlichen Werten)

Nebenfeuerverfahren: Nachrichten der aus Rechner und Fla-Leitstand kommenden Werte nach dem Folgezeigerprinzip am Visier des Geschützes bei Ausfall der Fernsteuerung (Problem. -aber bekannt, unklar ob zum Zeitpunkt von Rheinübung bereits behoben)

Reservefeuerverfahren: Einstellen von Aufsatz und Richtung durch telefonische Angabe vom Schießleiter, schießen vom Gechütz (kein Problem)

Notfeuerverfahren: Richten und schießen lokal vom Geschütz

Es sollte betont werden, dass das Problem nicht an der unterschiedlichen Laffettierung liegt, sondern an einer fehlerhaften Durchkonstruktion der Wertenehmer und -Übertragung für den neuen, schwingenden Visierkreis der C/37.
Ob also nur eines oder alle sFlak C/37 Laffetten waren, spielt letztlich für den Fehler keine Rolle. Daraus folgt, dass auch eine einheitliche Ausrüstung mit C/37 Laffetten an diesem Fehler nichts geändert hätte...

Herr Nilsson

Genau. Die Behauptung, das Teile der schweren Flak zwangsläufig daneben schießen, ist also schlichtweg falsch.
Gruß Marc

2M3

Zitat von: RePe am 24 März 2017, 01:19:47
Hallo,

eine Anmerkung noch zur hier im Thread viel gescholtenen 3,7-cm-S.K. C/30 in Doppellafette C/30. Es wurde ja schon
erwähnt, dass diese als Präzisionswaffe konzipiert war, also im Vergleich zur 4-cm-Bofors das Scharfschützengewehr
zum Karabiner.
Aber um die Funktion als Präzisionswaffe wirklich ausfüllen zu können, fehlte etwas, was eigentlich bereitgestellt hätte
werden können. Ich zitiere aus Koop/Schmolke "Die Schlachtschiffe der Bismarck-Klasse", S. 66:
"Auch für Maschinenwaffen (3,7 cm und 2 cm) wurden bereits 1933 Vorschläge für automatische Feuerleiteinrichtungen
vorgebracht. Man dachte in den damit befassten Ingenieurkreisen weit voraus. Nichts geschah."
So wäre zwar immer noch die geringe Kadenz dieser 3,7 cm geblieben, aber in puncto Zielgenauigkeit wäre wohl eine
Verbesserung bereits nach dem damaligen Stand der Technik möglich gewesen. So aber - um nochmal einen Vergleich zu
bemühen - war sie wie ein Jagdgewehr ohne Zielfernrohr.
Bei Ulrich H.-J. Israel "Einziger deutscher Flugzeugräger Graf Zeppelin" findet sich bei S. 49-51 eine Längsschnitt-Zeichnung
dieses Trägers im Planungsstand von 1939. Hier sind mehrere Geräte eingezeichnet (z.B. zwischen den achtersten 3,7 cm-
Ständen), die ich als eine Art von optischem Zielanweisegerät oder Feuerleitgerät interpretiere. Es war wohl etwas dieser
Art für die 3,7 cm in Entwicklung oder tatsächlich entwickelt worden. In der entsprechenden Zeichnung zu Planungsstand
von 1942/43 findet sich davon nichts mehr. Ich habe keine Erklärung dafür.

     RePe
Moin,

um mal beim Vergleich mit dem Jagdgewehr zu bleiben. Zur Entenjagd, also auf bewegliche Luftziele, benötigt man mMn weder ein Zielfernrohr noch eine gute Ballistik. Da reicht dann auch die Schrotflinte  :wink:. Schwere Flak braucht ausgezeichnete Ballistik (Genauigkeit, Vnull usw.), ohne Frage. Leichte Flak dagegen braucht Feuergeschwindigkeit und ein gewisses Maß an Streuung. Daher wurden seinerzeit auch mehrere Rohre zu Mehrfachlafetten gebündelt. Heute löst man das mit dem Gatlingprinzip = hohe Feuergeschwindigkeit plus großer Munitionsvorrat. Die Phalanx, Goalkeeper, AK-630 & Co. haben alles, nur keine gute Ballistik. Da sorgt schon die Rotation des Rohrbündels für Vibrationen und somit Streuung.
Und da bin ich schon beim zweiten Problem. Das Einzel-Laden bei den 37ern und auch die kleinen 20-Schuß-Magazine der 20er waren für leichte Flak untauglich. Die Schießregeln sahen bei uns (Volksmarine, 25mm-Flak) beim Schießen auf Luftziele kurze Feuerstöße zum Einschießen (bis 6 Schuß) und danach lange Feuerstöße (bis 12 Schuß), auf Stuka und Rakete sogar Dauerfeuer vor. Mit 20-Schuß-Magazinen kaum machbar. Hinsichtlich der 20-Schuß-Magazine gab es ja schnell eine Verdoppelung der Kapazität auf 40 Schuß. Die beiden Flak-Vierlinge der Bismark dürften bereits mit solchen 40-Schuß-Magazinen ausgerüstet gewesen sein, oder?

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Schorsch

Hallo zusammen,

Zitat von: 2M3 am 26 März 2017, 12:31:23
(...)
Und da bin ich schon beim zweiten Problem. Das Einzel-Laden bei den 37ern und auch die kleinen 20-Schuß-Magazine der 20er waren für leichte Flak untauglich. Die Schießregeln sahen bei uns (Volksmarine, 25mm-Flak) beim Schießen auf Luftziele kurze Feuerstöße zum Einschießen (bis 6 Schuß) und danach lange Feuerstöße (bis 12 Schuß), auf Stuka und Rakete sogar Dauerfeuer vor. Mit 20-Schuß-Magazinen kaum machbar. Hinsichtlich der 20-Schuß-Magazine gab es ja schnell eine Verdoppelung der Kapazität auf 40 Schuß. Die beiden Flak-Vierlinge der Bismark dürften bereits mit solchen 40-Schuß-Magazinen ausgerüstet gewesen sein, oder?

Gruss Frank
...damit Frank nicht so viel schreiben muss, möchte ich kurz an einen --/>/>Thread erinnern, in dem das Thema "2 cm Flak" schon einmal durchgekaut wurde. Hast Du übrigens inzwischen fotographische Belege für die Existenz der erwähnten 40-Schuss-Magazine der 2 cm Flak gefunden?

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

2M3

Zitat von: Schorsch am 26 März 2017, 13:16:36
Hast Du übrigens inzwischen fotographische Belege für die Existenz der erwähnten 40-Schuss-Magazine der 2 cm Flak gefunden?

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
Moin Schorsch,

nein ich habe keine fotografischen Belege, weshalb ich die mutmaßliche Existenz der 40-Schuß-Magazine mit einem Fragezeichen versehen habe.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

delcyros

Das Prinzip der Saturierung ist erst im fortgeschrittenen Stadium des 2. WK aufgrund der Kriegserfahrungen gegen Massenangriffe als Forderung an die FLAK entwickelt worden.

Die 20mm und 37mm FLAK daher als zur Luftabwehr "ungeeignet" zu charackterisieren wiederspricht den Erkenntnissen des Jahres 1941 (Entwicklungsrichtlinien für FLAK Geschütze und Denkschrift über die Kriegsbrauchbarkeit der Seeziel und FLAK Artillerie).

Ballistik war als wichtig wahrgenommen worden, deswegen auch die geplante Aufwertung von 20mm zu möglichst 37mm, die 37mm zu 40mm oder besser 50mm, um den Wirkungsbereich möglichst weit hinauszuschieben.

Matrose71

#268
Zitat von: delcyros am 26 März 2017, 22:51:27
Das Prinzip der Saturierung ist erst im fortgeschrittenen Stadium des 2. WK aufgrund der Kriegserfahrungen gegen Massenangriffe als Forderung an die FLAK entwickelt worden.

Die 20mm und 37mm FLAK daher als zur Luftabwehr "ungeeignet" zu charackterisieren wiederspricht den Erkenntnissen des Jahres 1941 (Entwicklungsrichtlinien für FLAK Geschütze und Denkschrift über die Kriegsbrauchbarkeit der Seeziel und FLAK Artillerie).

Ballistik war als wichtig wahrgenommen worden, deswegen auch die geplante Aufwertung von 20mm zu möglichst 37mm, die 37mm zu 40mm oder besser 50mm, um den Wirkungsbereich möglichst weit hinauszuschieben.

Ich verstehe es nicht und eindeutiger Widerspruch!

Wenn deine Argumentation so stimmen würde, warum wurde dann überhaupt ein Flak Vierling bis 1940 entwickelt? Warum wollte das Heer ab 1936 eine wesentlich Kadenz stärkere 3,7cm. Warum gab es bereits ab 1936 erhebliche Kritik der Lehr- und Prüfkommandos der KM und Denkschriften zur Kadenz der 3,7cm /83 C30, als nicht ausreichend???
Der ständige Verweis auf andere Staaten hilft dabei auch nicht, da die KM nicht 1942, Zwillinge und Vierlinge einer 3,7cm mit wesentlich mehr Kadenz eingeführt hat, das kam erst 1943/44 und da eher als Einzel- und Zwillingsgeschütze.

Das Thema WAR erkannt und auch präsent, es wurde nur verschlafen, trotz mehrfacher Alternativen und das kann man auch nicht schön  reden!
Und die V0 spielt m.M. nach bei ~ 200km/h oder deutlich darunter, anfliegenden Torpedobombern, die bis 1942, die gefährlichste Waffe gegen Dickschiffe war, eher nicht Hauptrolle.

Auf Infantrieebene nützen dir auch nichts lauter Scharfschützen, wenn du keine ausreichende MG Anzahl hast, die die Scharfschützen erst in die Lage versetzen zu wirken, sonst werden sie nämlich einfach überrannt
Viele Grüße

Carsten

delcyros

Das ist nicht meine Argumentation sondern die der KM aus Denkschriften Mitte 1941.

Luftabwehr ist nicht Infanterie. Und Marineflak ist nicht Landflak. Die Marineflak betrieb mit der 37mm SK C/30 eine echte m.Flak, die Landflak hatte sowas nie. Die Land 37mm FLAK ist nur eine großkalibrige l.Flak. Und die Vorkriegsdoktrin, die in der frühen Kriegszeit Bestätigung fand, legte wegen der Flakhypothese eben deutlich mehr Wert auf die V0. Ob diese Ansicht nun gerechtfertigt ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Meiner Meinung nach tat die Marine damit das richtige in Bezug auf die Exponierung durch Luftangriffe im Zeithorizont 1937-1941/2. Eine hohe V0 korreliert mit weniger Zeit zum Ziel, daher mit einer höheren effizienz (weniger Schuß pro Treffer) bei guten Waffenplatformen (=stabilisierte Dop L. C/30). Es treibt auch den Wirkungsbereich der Fla-Waffen erheblich weiter nach außen. Bevor die Saturierung angestrebt wird, muß zunächst das Problem der Wirkungsfähigkeit der FLAK gelöst werden, sonst besteht das Problem dass nicht zwischen wirksamen und wirkungslosen Fla-Waffen unterschieden werden kann.
Eine hohe V0 aber, ist nicht leicht auch mit hoher Kadenz zu kombinieren, schon allein wegen der Beanspruchung und Erwärmung des Rohres (Wasserkühlung seinerzeit ja nur in den US). Sobald allerdings die Anzahl der zeitgleichen Luftangriffe durch den Masseneinsatz anwuchs, stößt dieses Konzept an seine Grenzen, allein schon deswegen, weil nicht genug Platz zur Aufstellung von genügend mFlak an Deck mit guten Bestreichungswinkeln vorhanden ist. Unter Aufgabe der Wirkung im mittleren Entfernungsbereich (schlechtere Ballistik, keine Feuerkontrolle, keine Stabilisierung) blieb also nur die Erhöhung der Saturierung durch lFLAK im Nahbereich durch großkalibrige lFlak und Mehrfachlaffetten.

In meinen Augen sind die 40mm Bofors in stabilisierten, kontrollgeleiteten Laffetten und 37mm SK C/30 die einzigen mFlak, die ihren Namen Wert sind (wegen ballistischer Reichweite, Wirkung am Ziel, Stabilisierung und Feuerleitung). FLAK M42, 25mm Hotchkiss, Pompom, u.a. sind großkalibrige lFlak. Sie sind (deutlich) wirksamer im Nahbereich, aber wesentlich weniger wirksam im mittleren Entfernungsbereich, also den Einsatzbereich, der eigentlich der mFlak zugedacht war.

Auch bei der BISMARCK sehe ich große Schwierigkeiten erhebliche Unzulänglichkeiten und Fehler in der FLAK zu finden. Bei all der Kritik aus der Perspektive nach 1943 marginalisiert man meiner Ansicht nach den Skill der britischen Piloten, die trotz effektivem Flakfeuer koordinierte Angriffe setzten und auch nicht davor zurückschreckten sich dem Wirkungsbereich der mFlak & lFlak auszusetzen und bis zum Abwurf der Torpedos nicht zu versuchen evtl. Treffern auszumaneuvrieren.

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