„Bodenventile“

Begonnen von Turbo-Georg, 12 Januar 2012, 14:20:23

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halina

moin moin, auf kriegsschiffen ist der einbau von bodenventilen in den einzelnen abteilungen sicher sinnvoll,entweder zum zweck der selbst-
versenkung oder zur flutung bei brand-oder explosionsgefahr infolge trefferwirkung.wie wichtig diese ventile sind hat sich gezeigt in der
skagerak-schlacht als die SEYDLITZ von einer 34,4 cm granate getroffen wurde und die munitionskammern der türme C+D ausbrannten.
der brand konnte nur durch öffnen der seeventile und flutung der abteilung III gelöscht werden.
                                                                                                                                                gruss halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Turbo-Georg

Hallo Halina,
ich pflichte Dir bei, dass die Mehrzahl der Bodenöffnungen bei größeren Kriegsschiffen der selbsttätigen Flutung einzelner Abteilungen diente, um Feuer schneller und effizienter zu bekämpfen. Damit dienten sie aber wohl eher der Erhaltung des Schiffes, als seiner Versenkung.
Ob in allen Fällen, ohne zusätzliche Maßnahmen oder eventuelle Zerstörungen im Unterwasserbereich, das alleinige Öffnen aller dieser Flutungsventile ausreichte, das Schiff zum Sinken zu bringen, kann ich nicht beurteilen.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

halina

moin moin georg, das öffnen aller seeventile konnte durchaus ein kriegsschiff zum sinken bringen,so wurden doch fast alle einheiten der
kaiserlichen marine im juni 1919 auf befehl von VIZEADMIRAL REUTER in scapa flow durch diese massnahme versenkt.in vielen anderen
ähnlichen situationen in WK I + II wurden die selbstversenkungen vorgenommen um das kampfunfähige schiff nicht dem gegner zu überlassen

                                                                                                                                           gruss halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

FAUN

So ist es, wenn man erst spät in dieses Forum einsteigt. Aber vielleicht ist es trotzdem noch von Interesse.
Bei den Frachtschiffen besteht der Bedarf an Seewasserdurchläufen zum einen in der Kühlung und zum anderen im Ballast. Hierzu, wie bereits von Georg erwähnt, gibt es sogenannte Hoch- und Tiefsauger. Im normalen Seebetrieb werden letztere genutzt, sie sitzen gewöhnlich am tiefsten Punkt der (Maschinen-)Raumbordwand, oder sogar im Boden. Die Hochsauger benutzt man bei Manöver- und Revierfahrt bzw. im Hafen. Die Kühlung der Hauptmaschine, der Hilfsdiesel, der Klimaanlage, der Kompressoren usw. erfolgt gewöhnlich mit Süßwasser, dieses wird entweder in verschiedenen Kühlern durch Seewassergekühlt, oder in einem Zentralkühler. Im letzten Fall hat man grob gesagt, eine dicke Seewasserleitung mit einem Kühler darin, alles andere wird dann über das Frischwasser gekühlt. Hinter den Saugern, hier sind Ventile zum Öffnen bzw. Schließen de jeweiligen Saugers angebracht, befinden sich Seewasserfilter. Dieses sind im Prinzip gelochte zylindrische Einsätze, die Deckel dieser Filter (bis zu 1 m Durchmesser) könnten abgeschraubt werden, es kämen den genannten Flutventilen dann am nächsten.
Das Ballastwasser wird entweder zum Seebetrieb, Massengutfrachter oder Tanker im Ballast, oder zum Trimmen, Containerschiff auf ebenen Kiel, gebraucht. Dazu gibt es extra Ballastpumpen mit hoher Förderleistung.
Hierzu eine Anekdote. Wir lagen mit einem Produktentanker in Saint John (New Brunswick) und luden Diesel (ca. 30.000 t). Jetzt hat Saint John einen Tiedenhub von ~12 m, das war auch der max. Tiefgang des Tankers. Bei Ebbe fielen wir also trocken. Da die Hilfsdiesel durchlaufen mußten, wurde die Achterpiek und die seitlichen Ballasttanks (sie saßen vor der Maschine, seitlich der Setz- und Tagestanks) mit Seewasser gefüllt. Die Kühlung lief dann im Kreislauf über diese 3 Ballasttanks (das Schiff hatte keinen Zentralkühler), das Ballastwasser reichte aus, die Zeit bis zum erneuten Aufschwimmen zu überbrücken. Auslaufen war dann natürlich nur beim Höhepunkt der Flut möglich.
Zum Thema, Bodenventile im Sinne der Selbstversenkung waren jedenfalls nicht vorhanden.

Turbo-Georg

Hallo Gerd,
ich finde es schön, dass durch dich die "alten" Beiträge wieder hoch geholt und von dir entsprechend kommentiert werden.

Mir juckt es auch in den Fingern.
Ich habe noch gestern darüber nachgedacht, meinen abgebrochenen Beitrag über die "Dampfkessel der DKM" mit etwas veränderter Strucktur fortzusetzen.
Das Thema Kessel ist hier nach wie vor nicht hinreichend aufgearbeitet.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

FAUN

#20
Hallo Georg,
die alten Themen sind für mich ja neu. So möchte man doch seinen "Senf" auch dazu geben. Ob es von Interesse ist, kann ich nicht sagen, versuche es eben.

FAUN

Turbo-Georg hatte in einem anderen Threat einen Beitrag über das "Vergessen" der Umstellung von Tief- auf Hochsaugern geschrieben. Dieses ist uns zwar nicht passiert, aber wir haben doch ziemlichen Dreck angesaugt.
Anfangs waren wir mit dem besagten Tanker in einer Charter von Petrobras, damals die halbstaatliche Ölgesellschaft in Brasilien. Wir fuhren Fertigprodukte (Benzin, Kerosin, Naphta und Diesel) an der brasilianischen Küste herauf. Endpunkt war Belém, es liegt in der Mündung des Rio Pará, mehr eine Bucht im südlichen Mündungsdelta des Amazonas. Durch die Tiede lagern sich die Sedimente als Barre in der Mündung ab. Wenn das Schiff voll abgeladen war, also fast 12 m Tiefgang hatte, ging es nur bei Flut und "Vollgas" über die Barre. Der Hochsauger war dann natürlich Plicht. Aber der Fluß brachte soviel Schlamm und Pflanzenteile mit, daß der Seewasserfilter jedesmal gereinigt werden mußte.

olpe

#22
Hallo,
ich habe mich auch relativ spät in diesen thred eingeloggt ... ich hoffe, dass es zu einer kleinen Ergänzung nicht zu spät ist  :-).
Im russischen Marinesprachgebrauch werden die Boden- oder Seeventile (ich kenne auch den Begriff 'Boden-See-Ventile') als Кингстон = Kingston bezeichnet. In der Definition stellt dieser Kingston " ... ein Schieber oder ein Ventil dar, welches Meerwasser in das Schiff leitet ...". Im U-Bootsbereich werden unter diesem Begriff auch die Ventile der Haupt-Ballastwasser-  sowie der Regel- und Ausgleichstanks (u.a.) verstanden. Sie sind Teil des Flutungs- und Auftauchvorganges.
Unten zwei Bilder zur Vertiefung (Q: OLPE), das russische U-Boot D-2 "NARODOVOLETS" in St. Petersburg.

  • Gesamtansicht
  • Seekasten
Grüsse
OLPE

Elektroheizer

Nachtrag zur Selbstversenkung: Ich bin auf einem Tender der Rhein-Klasse gefahren, Indienststellung 1963. Da gab es zur Vorbereitung einer Selbstversenkung in den Maschinenräumen an den Seekästen einen kleinen Blechkasten zur Aufnahme eines Sprengsatzes.
Ich habe das Grauen gesehn

2M3

Zitat von: TD am 13 Januar 2012, 12:41:10
...Im Krieg wurden sogar Kurz - Lehrgänge für Verhalten vor Aufbringungen u.ä. gegeben.
Dabei wurde z. B. ein Rollenplan festgeschrieben wie öffnen der Seeventiele ( meist zerschlagen der Seeventile genannt ) anbringen kleiner Sprengladungen im Maschinenraum, vernichten der Funkuntelagen, Versenkungen der technischen Schiffsunterlagen ...
Auf MSR-lang der VM gab es die Rolle "Selbstversenkung des Schiffes" o. ä. im Rollenbuch. Sie wurde auch regelmäßig "trocken" während der Bordausbildung im Hafen geübt. Jeder hatte seine Aufgabe. Die Sprengladungen wurden vom Sperrpersonal (die hatten eine Ausbildung als Sprenghelfer an der Flottenschule gemacht) angebracht. Erinnerlich sind mir die vordere und hintere Munilast und an den Kupplungen der Hauptmaschinen. Die VS-Unterlagen waren vor der Sprengung in die vordere Munilast zu bringen (mW vom II.WO und Funker). Die Seeventile waren zusätzlich zu öffnen. In der FFK-Anlage wurden bereits beim Seeklarmachen Sprengsätze zur Selbstzerstörung eingesetzt. Im Funkraum gab es ebenso Geräte, die so zu zerstören waren (mW SIRENA-Anlage).
Ich selber hatte mit diesen Maßnahmen nichts zu tun, nur auf Befehl die GS verlassen und mich zum Rettungsfloss Nr. II, vorn links, zu begeben. Das Sprengkommando verließ nach Auslösen der Zünder das Schiff mit dem Schlauchboot. mW wurde zu meiner Dienstzeit noch mit herkömmlicher Zündschnur (brannte auch unter Wasser) gearbeitet, genauso wie beim Minensprengen.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Albatros

Hallo Frank, .......FFK-Anlage ? kannst Du das mal bitte kurz erklären?

:MG:

Manfred

2M3

#26
Zitat von: Albatros am 11 Juni 2014, 15:15:43
Hallo Frank, .......FFK-Anlage ? kannst Du das mal bitte kurz erklären?

:MG:

Manfred
Hallo Manfred,

FFK = Freund-Feind-Kennung

Gruss Frank

Nachtrag:

Infos zur FFK-Anlage http://www.rwd-mb3.de/ftechnik/pages/nichrom-rr.htm und http://www.rwd-mb3.de/ftechnik/pages/nickel-chrom.htm
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Albatros

Aha, kannte ich nur unter IFF, Danke Dir insbesondere für Deinem Nachtrag...... :TU:)

:MG:

Manfred

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