Sprengung auf Helgoland 1947

Begonnen von wer, 21 April 2006, 16:28:25

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wer

So, einmal eine Frage an unsere Nordlichter, vielleicht weiß es aber auch jemand anderes:

Nach meinen Informationen fand am 18. April 1947 etwas wahrlich kurioses auf der Nordseeinsel Helgoland statt. Britische Einheiten sprengten an diesem Tag einen Teil der Insel, mit ungefähr 6700 t Munition. Die Operation ,,Big Bang" war die bis dahin größte Sprengung.

Da meine Quelle nicht mehr hergibt, möchte ich nun wissen, ob diese Sprengung irgend etwas mit unser aller Lieblingsthema zu tun hat, und wenn ja, was.

Gruß

Christian

Scheer

Die Briten wollten diese verhasste Insel, dieses deutsche Bollwerk in der Nordsee endlich loswerden und von der Weltkate tilgen. Darum sollte sie einfach weggesprengt werden.
Hat nicht ganz geklappt.
Kann man daran sehen, das man dort heute noch billig Schnaps und Zigaretten verhökert  :D

wer

Aha. Waren die briten also zu "dumm", die richtige menge und platzierung des Sprengstoffs zu erdenken und warum wurde der Rest nicht in einer 2. Sprengung beseitigt?

gruß

Christian

Mario

Wurde nicht Helgoland nach dem Krieg als Bombenabwurfplatz der Royal Air Force benutzt ??? Ich meine, so etwas mal gehört zu haben.

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Wilfried

Moin, moin zusammen!

Wenn ich hier noch etwas zum "Fuselfelsen" ergänzen darf:

http://www.niederelbebahn.de/feldbahn/helgoland_2.htm

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
http://www.passat-verlag.de
http://www.kartonskipper.com
http://www.forum-marinearchiv.de - wenn Marine Dein Ding ist!

Achilles

Ich hab auch irgendwie Bilder von Menschen in Schutzanzügen und verendeten Schafen auf Helgoland im Kopf . Ich meine mal gesehen zu haben dass die Engländer auf Helgoland biologische (chemische?) Experimente für Kampfmittel durchgeführt haben, weiß aber gerade leider nicht mehr wo ich das mal gesehen/gehört/gelesen habe.

Leutnant Werner

War das mit den Kampfmittelexperimenten nicht auf einer schottischen Insel?

klaus99

Das waren biologische Kampfstoffe (Milzbrand),die 1942 auf der Insel Guida ausprobiert wurden.Wenn mehr auskünfte gewünscht bitte schreiben

Klaus

harold

4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

wer

@klaus99.

Das würd mich auch interessieren!

Gruß

Christian

Torpedo

Langsam. Habe (leider auf Sylt und nicht hier) ein Buch über Helgoland und dessen Geschichte. Diese ist nicht immer rühmlich mit der Marine verbunden, da jedesmal die Bewohner deportiert wurden.

Im 1. WK wurde die Insel zur Festung ausgebaut mit 30,5cm Geschützen, Bunkern, Torpedoboots- und U-Boot-Hafen, etc. Nach Versailles wurde der Bunker halbherzig verschlossen und abgerüstet. 1939 ging das Spiel von neuem los und die Einwohner wurden wieder verschleppt.
Nach Ende des 2. WK wurde die Insel als Bombenziel von den Briten mißbraucht und dann wurden die übrig gebliebenen Bombenvorräte in die Stollen gepackt und ferngezündet. Davon gibt es spektakuläre Aufnahmen von einem RAF Flieger aus. Sieht aus wie ein Atompilz.
Als Folge davon schmolz der Felsen zum Teil, die Kavernen wurden verschüttet und die Insel "etwas" kleiner. Seitdem ist wieder Ruhe eingekehrt, wenn man vom Einfall der Butterdampfer jedem Mittag mal absieht. Mit Ruhm hat sich hier keine Seite bekleckert, Leidtragende waren immer die Helgoländer.
Deren Recht auf Zollfreie Waren begründet sich übrigens noch auf eine Erlaubnis der Engländer von vor über 200 Jahren, die bei der Abtretung an Deutschland für alle Zeiten garantiert wurde. Daher kann man dort auch heute noch zollfrei einkaufen.
Uli "Torpedo"   [WoW Nic: Torpedo_uas]

"Man muss seine Geschichte kennen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen"

Restaurierungsbericht des SEELÖWE, 20er Jollenkreuzer Baujahr 1943
http://facebook.com/r167seeloewe

Achilles

Zitat von: klaus99Das waren biologische Kampfstoffe (Milzbrand),die 1942 auf der Insel Guida ausprobiert wurden.Wenn mehr auskünfte gewünscht bitte schreiben

Klaus

Mag sein dass du recht hast, mir fehlt leider wie gesagt immer noch die Quelle (durchforsten des Doku- Altbestands auf der verstaubten Wechselfestplatte hat keinen Erfolg gebracht), von daher kann ich Dir wohl kaum widersprechen. Vielleicht war es wirklich die Insel Guida und nicht Helgoland.


Grüße

Sebastian

bettika61

Zitat von: wer am 21 April 2006, 16:28:25
So, einmal eine Frage an unsere Nordlichter, vielleicht weiß es aber auch jemand anderes:

Nach meinen Informationen fand am 18. April 1947 etwas wahrlich kurioses auf der Nordseeinsel Helgoland statt. Britische Einheiten sprengten an diesem Tag einen Teil der Insel, mit ungefähr 6700 t Munition. Die Operation ,,Big Bang" war die bis dahin größte Sprengung.

Hallo,
ein Teil der Munition, die für die Sprengung verwendet wurde, kam aus dem Marine-Artilleriearsenal Fahrenkrug (Segeberg). 12000 britische Wasserbomben wurden auf Befehl der Briten ab dem 15.03.1946 in Fahrenkrug  angeliefert, und gingen ab dem 30.08.1946 weiter  nach Kiel, wo sie im Kanalhafen mit dem Ziel Helgoland verschifft wurden.
Ein Transport folgte auf den anderen, auch Sprengladungen gehörten dazu. Insgesamt sind aus dem Arsenal über 3000t Munition nach Helgoland gegangen .

Beteiligt waren MS "Nobiskrug", "Antje" und "Dietmar".
Die "Dietmar" versank am 24.01.1947 mit voller Ladung in der Nordsee.
(aus Wolfgang Thamm "Das Marine-Artilleriearsenal Fahrenkrug  )

Gibt es Informationen, welches Schiff die "Dietmar" war ?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

#14
Hallo,
gestern vor 70 Jahren am 18.04.1947 fand der "Bing Bang" die Sprengung der militärischen Anlagen der "Festung Helgoland" statt.
Zitat von: Scheer am 21 April 2006, 16:32:57
Die Briten wollten diese verhasste Insel, dieses deutsche Bollwerk in der Nordsee endlich loswerden und von der Weltkate tilgen. Darum sollte sie einfach weggesprengt werden.
Hat nicht ganz geklappt...
Ein weit verbreiteter Irrtum, Ziel war nicht die Vernichtung der Insel sondern die Demontage der militärischen  Anlagen.
Zitat6700 Tonnen Munition und Sprengstoff detonierten und schlugen bis heute unheilbare Wunden in die Topographie von Deutschlands einziger Hochseeinsel. Es ging um die Zerstörung der 1945 weitgehend unbeschädigt gebliebenen U-Boot-Bunker sowie der weit verzweigten 15 Kilometer langen Festungsanlagen...
,,Die immer noch verbreitete Ansicht, die Briten hätten Helgoland komplett zerstören und in der Nordsee verschwinden lassen wollen, ist definitiv falsch", sagte Fuhrtmeier. ,,Ich habe mir den militärischen Befehl extra nochmal durchgelesen, da steht ausdrücklich drin, die Insel ,auf Dauer wehruntauglich' zu machen."
http://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/vor-70-jahren-bebte-helgoland-6700-tonnen-sprengstoff-gezuendet-id16613686.html

Genaueres ist in der "Historischen Erkundung der zivilen und militärischen Nutzung einer Teilfläche des Südhafens Helgoland" von Mull und Partner 2011 zu finden.
ZitatDie in vier Phasen durchzuführenden Vorbereitungen für die Zerstörung der militärischen Befestigungsanlagen,
der mit Munition gefüllten Stollenanlagen und des U-Boot-Bunkers begannen
am 15. August 1946 durch ein Sprengkommando der Royal Navy nach folgendem Schema:
Phase I- Vorbereitende Maßnahmen
-Instandsetzung einer Straßenverbindung
- Reparatur und Neubau von Eisenbahngleisen für Abtransport von Festungsmaterial
- Schutt-/Schrotträumung des Stollensystems, Instandsetzung der Stollenbeleuchtung
- Bau eines Krans am Scheibenhof
- Installation eine Vogelwarnsystems
Phase II – Transport von 4.500 t Sprengstoff nach Helgoland
- Verteilung der Sprengladungen im Stollensystem, U-Boot Bunker und Stellungen
Phase III – Anlegen der Zündvorrichtung
- Befestigung der Zündvorrichtungen für eine simultane Zündung sämtlicher Sprengladungen
Phase IV – Zündung am 18.04.1947 um 13:00 Uhr
- Es wurde eine zweifach gesicherte Zündvorrichtung gewählt:
1. Zündung per Unterseekabel, 2. Zündung per Funksignal, 3. Zündung per Zeitzünder
mit 1 h Verzögerung
Für die Sprengungen am 18.04.1947 wurden 2.500 t der in den Munitionsdepots Helgolands
lagernde deutsche Munition verwendet. Zusätzlich kamen 4.500 t deutscher und britischer Munition
zum Einsatz, die vom Festland heran transportiert wurde. Hierbei handelte es sich im Wesentlichen
um Bomben, Torpedoköpfe, Granaten, Landminen und verpacktes Sprengpulver.

Folgende militärische Einrichtungen wurden am 18.04.1947 gesprengt
Priorität I:
- Munitionslager der Stollenanlagen, ca. 2.100 t
- U-Boot-Bunker
Priorität II:
- ,,Von Schröder"-Stellung und Stellungen der Nordgruppe
- ,,Jacobsen"- und ,,Falm"-Stellungen
- Festungsbunker und –depot
- Westklippen- und Dünen-Stellungen
- Sonstige Stellungen
- Kraftwerke

Die stärksten Explosionsschäden traten auf dem Oberland (Süd- und Nordspitze) auf. Infolge
der Sprengung wurden die Südklippen auf einer Fläche von ca. 6 ha zerstört und es entstand
das heutige Mittelland. Hierbei sind etwa 0,7 Mio. m3 Schuttmasse abgestürzt.83 Etwa 62 t des
am 18.04.1947 nicht explodierten Sprengstoffes werden im Rahmen einer zweiten Sprengung
am 22.04.1947 vernichtet
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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