Kein Bugwulst bei geplanten Großkampfschiffen der deutschen Kriegsmarine?

Begonnen von oldenburger67, 22 November 2011, 11:06:57

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oldenburger67

Hallo maritimes Forum,

ich habe folgende Frage; In dem Werk
"Battleships:axis and neutral battleships in World War II" von Dulin und Garzke werden die geplanten Schlachtschiffe der H-Klasse sowie der O_klasse ausführlich beschrieben.
Zur Vervollständigung wurde sind auch Skizzen und künsterische Darstellungen beigefügt.
Was im Hinblick auf die Spantenrisse auffällig ist, dass weder die geplante H-Klassse als auch die O-Klasse in ihren jeweiligen Spantenrissen keine Bugwulste aufweisen.
(Zur besseren Illustration füge ich einmal ein Bild bei/ bei rechtlichen Bedenken bitte entfernen!)
Frage nunmehr ist, ob dies nur auf schlechte Quellen zurückzuführen ist, oder aber, ob dies eine feste Absicht der damaligen Schiffbauer war, schlussendlich war ja auch bei der Umbauplanung der Gneisenau kein Bugwulst mehr vorgesehen.

Und noch eine Ungereimtheit, Im Eingangsbereich der Sitftung Tamm in Hamburg seht ( oder besser stand) angeblich ein Werftmodell der H-Klasse von Blohm und Voss. (Bild Beigefügt)
Das dortige Modell ist mit Bugwulst dargestellt, dafür weist es aber nicht die für die H-Klsse so markante Whalebach BacK auf!?

Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir helfen könntet, die Diskrepanzen aufzulösen

Mit freundlichen Grüßen

Thomas


Stichling

Hallo !

    Meines Wissens, fand der Bugwulst erst in den 1960iger Jahren Eingang in den Schiffbau.

Gruß Stichling

Schappi1976

@Thomas:
eine Antwort auf Deine Fragen haben ich nicht, wobei die Herren Ingieneure damals schon wussten, dass der Wulstbug, bzw. bei den deutschen Schiffen "Taylorbirne" (wenn ich mich jetzt nicht irre) Vorteile bringen...

@Stichling:
das mag vielleicht  auf den zivilen Schiffbau zutreffen, aber am besten verdeutlicht doch der Wulstbug der Yamato-Klasse, dass es soetwas schon deutlich früher gab...

Gruß Angel
Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.
Antoine de Saint-Exupéry

bodrog

Hallo, das ein Wulst die Strömungsverhältnisse verbessert, war selbst im Kaiserreich schon gegen 1913 bekannt, denn die Großen Kreuzer der Mackensen- rsp. der Ersatz-Yorck-Klasse sollten einen sog. Taylor-Wulst erhalten. 1913 sage ich deshalb, weil da die Konstruktionsarbeiten begonnen wurden.

Siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/David_W._Taylor

MfG

Ulli

oldenburger67

Hallo  Stichling, Hallo Angel, Hallo Ulli,

erst einmal Danke für Eure Antworten.
Was die Frage nach den Vorteilen des Bugwulstes oder besser der Taylor Birne ( diese Bezeichnung kannte ich noch garnicht, insofern schon einmal vielen Dank!!) anbetrifft, so beweist das Design der Gneisenau klasse als auch der Bismarck Klasse, die beide mit einer solchen Bugwulst oder besser gesagt der Taylor Wulst ausgestattet waren, dass (nicht nur) die deutschen Schiffbauingenieure spätestens in den 30 er Jahren (wahrscheinlich schon früher) um Vorteile einer solchen Rumpfkonstruktion wussten.
Umsomehr wundert es mich, dass man bei den folgenden geplanten Schiffen der H und O Klasse darauf verzichtet hat, zumindest nach den mir vorliegenden Quellen (sprich Dulin und Garzke / allerdings datiert das Werk schon aus dem Jahre 1986).
Auf der anderen Seite taucht ein solcher Wulstbug (oder Taylor Birne) bei in dem bereits erwähnten Werftmodell in der Tamm Sammlung wieder auf, dafür feht dort aber die Whaleback Back, die in den Skizzen von Dulin und Garzke auftaucht.
Die Frage ist also weniger, ob die deutschen um die Vorteile der bereits erwähnten Rumpfform wussten, sondern vielmehr inwieweit die (mir) vorliegende Quellenlage überhaupt stimmig ist.
Insofern die Frage, was ist glaubwürdiger, die Skizze(n) von Dulin und Garzke, oder aber das Modell bei Tamm. Gibt es vielleicht noch einen anderen Spantenriss der H.Klase, den ich vielleicht noch garnicht kenne?

In diesem Sinne

Nochmals vielen Dank ihr Drei

mit freundlichen Grüßen

Thomas


Baunummer 509

Nicht nur im militärischen Bereich weit vor den 60er Jahren im Einsatz.

Siehe Bremen und Europa (1928 bzw. 1929)
=> http://de.wikipedia.org/wiki/Bug_(Schiffbau)

Ich weiß zwar nicht genau wie man beim Durchkonstruieren eines Schiffsrumpfes vorgeht, aber wäre es evtl. möglich dass der Spantenriss eine recht frühe Version ist, in der die genaue Form des Taylor Wulstes noch gar nicht klar war und deswegen nicht eingezeichnet ist?

Gruß

Sebastian

Peter K.

... ganz schnell aus dem Gedächtnis:

Hadeler beschreibt in seinem "Kriegsschiffbau", wie man damals die Effizienz des Taylorbuges in verschiedenen F-Bereichen einschätzte.
Tatsache ist außerdem, daß er bei EUROPA und BREMEN erfolgreich angewandt wurde und bei allen großen deutschen Kriegsschiffen verwendet wurde. Logisch wäre es daher, wenn er auch für die H-Klasse eingeplant worden wäre. Dezitiert bestätigen tut das auch Breyer, zumindest in seinem neueren Werk.

Erwähnenswert ist außerdem, dass der Taylorbug bei allen größeren Marinen zur Anwendung kam - mit einer einzigen Ausnahme, der Royal Navy!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

schiffbauer

Das Modell der H_Klasse im IMMH (vulgo: Peter Tamm Museum) ist in keiner Weise ein Werftmodell der Blohm+Voss, sondern ein privates Modell, das nach den (sehr raren und dazu widersprüchlichen) Unterlagen gebaut worden ist. Auch den Spantenriss würde ich mit einiger Skepsis betrachten. Alle deutschen Großkampfschiffe  (beginnend mit der Derfflinger Klasse) hatten den Taylor-Wulst; deshalb denke ich, dass auch die H-Klasse einen solchen bekommen hätte. Der Taylor-Wulst zeichnet sich dadurch aus, dass er in der Seitenansicht kaum als Wulst zu erkennen ist ( im Gegensatz zu dem heutigen Bugwulst). In der Frontansicht ist er aber zu erkennen. Die Schnelldampfer vor dem WK II hatten meistens auch einen solchen Wulst ( Bremen, Europa, Scharnhorst, Gneisenau, etc).
Gruß
Schiffbauer

Peter K.

Das erste Schiff mit Taylorbug war meines Wissens ein Amerikaner, Baujahr so um 1910 !!!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

bodrog

@Schiffbauer

leider muss ich da korrigieren, die Derfflinger-Klasse hatte zwar diese Aufkimmung des Bugs, aber keinen Wulst. Was wie ein Wulst aussieht, ist in Wirklichkeit das Bugtorpedorohr, welches vorn natürlich nicht spitz sondern stumpf aus dem Rumpf schaut und daher an einen Wulst erinnert. Wenn du einen Eindruck vom Bugwulst haben willst, dann schau dir mal die Bilder von Mackensen und Graf Spee kurz vor dem Abwracken an, zumindest Graf Spee liegt dabei soweit aus dem Wasser, das der Wulst gut sichtbar ist.

MfG

Ulli

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