Gneisenau

Begonnen von Thomas, 04 April 2006, 20:21:26

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Thomas

Hallo,

laut KTB SKL vom 2.4.1941 sollte Schlachtschiff GNEISENAU zusammen mit BISMARCK und PRINZ EUGEN - wahrscheinlich nach beiderseitigem Durchbruch in den Atlantik - zusammen operieren. Am 5.4.1941 wurde das Schiff allerdings in Brest torpediert, nachdem es wegen eines Blindgängers aus dem Dock geholt worden ist.

Hat jemand näheres zu diesen englischen Luftangriffen und zu den Umständen der fehlenden Jagdabwehr (die wohl erst nachträglich aufgestockt worden ist). Die Luftbedrohung in Brest war doch jederzeit klar erkannt. an Jägern dürfte es am Kanal noch nicht unbedingt gemangelt haben, allerdings wurden nach dem 27.3.1941 (Operation 25 wegen des gerade angeordneten Angriffs auf Jugoslawien) über Nacht 2 Jagdgruppen zum Balkan abgezogen.

Fehler der Marine oder Fehler der Luftwaffe?

Grüße
Thomas :wink:

t-geronimo

In diesem Fall war es wohl eher eine Frage der Gegner-Erkennung denn der Gegner-Abwehr.

Die britische Luftaufklärung hatte festgestellt, daß Gneisenau wieder aus dem Dock geholt worden war und in recht exponierter Position in einem Außenbereich des Hafens lag.
Sie war geschützt durch einiges an Flak an Land und auch durch mehrere Flakschiffe (aber nicht zu vergleichen mit den späteren Flakkreuzern, soweit ich weiß).

Flying Officer Kenneth Campbell flog allein um ca. 6 Uhr morgens mit seiner Beaufort im Tiefflug an. Eigentlich sollten es drei oder vier Maschinen sein, aber das Rendezvous hatte wegen schlechten Wetters nicht geklappt.
Das schlechte Wetter (Sicht ca. 1000 m!!), der Tiefflug (15-20 m) und das Überraschungsmoment spielten für ihn, und so konnte er trotz immer stärker werdenden Flakfeuers seinen Torpedo ausklinken, welcher dann ja auch traf.
Beim hochziehen der Maschine (er mußte Hüglen oder so ausweichen) wurde sie dann getroffen und stürzte ab, alle vier Insassen starben.
Campbell erhielt posthum das Victoria Cross.

Der Jagdabwehr diesen Treffer anzukreiden, würde in der Konsequenz ja bedeuten, daß ständig mindestens eine Rotte über den Schlachtschiffen hätte kreisen müssen.
Das wäre aber niemals möglich gewesen.
Da haben die Briten einfach das Glück des Tüchtigen gehabt.

Wenn, dann war es meiner Meinung nach ein Fehler beim Erkennen des Anflugs des Gegners.
Aber wie weit Radar-Frühwarn-Anlagen o.ä. ausgebaut waren, weiß ich jetzt nicht so ohne weiteres.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Spee

@T-G,

selbst wenn sie die "Beaufort" auf dem Schirm hatten. Ein Flugzeug im Anflug, Generalkurs Brest. Da wird sich kaum einer wirklich heiß gemacht haben. Aufklärer, oder so.
Angriffe dieser Art sind kaum abzuwehren. Schlechte Sicht, plötzlich auftauchen und wieder verschwinden. Genau diese Taktik benutzten die Deutschen z.B. für Angriffe während der Dämmerung gegen gut geschützte britische Stützpunkte.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

t-geronimo

Sehe ich auch so. Darum auch keine Fehlerzuweisung an jemanden.

Auch bei den früheren und späteren Hochbomber-Angriffen kann man bei entsprechender Anzahl der Angreifer niemals alle abfangen.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Thomas

Hallo,

nach dem KTB war das Grundproblem, dass Gneisenau überhaupt aus dem torpedogesicherten Dock herausgeholt wurde. Dieses soll zunächst einmal nachträglich (ist man immer schlauer) ohne angemessene Vorsichtsmaßnahmen durch Netze, längsliegenden Schiffen etc erfolgt sein, was aber wohl für den Notfall vorzusehen war.

Das Ganze hat aber eine Vorgeschichte: Die verschiedenen Angriffe mit Bomben, bei dem nun einmal dieser Blindgänger ins Dock gefallen ist. Daraufhin hat man sie wohl herausgeholt, und dann...

Grüße
Thomas

P.S. Vielen Dank für die Schilderung des Torpedo-Angriffs, darüber habe ich nichts finden können.

P.P.S. Weiß jemand, wie konkret die Planungen zur Unterstützung der bevorstehenden Bismarck-Operation waren?

t-geronimo

Es muß auch nicht unbedingt ein Blindgänger gewesen sein.

Wolfgang Kähler schreibt in seinem Buch über Gneisenau, daß die Briten bei den Angriffen in den Tagen zuvor auch einige Bomben mit Langzeit-Zündern eingesetzt hatten.
Davor hatten die Deutschen vor allem Angst, deshalb wurde GU recht hastig wieder ausgedockt.
Da kam der britische Aufklärer wohl auch genau zur passenden Zeit.

Kähler schreibt weiterhin, daß Torpedoschutznetze nicht vorhanden gewesen seien.

Vielleicht dachte man bis dahin, daß Netze nicht nötig wären wegen der Unmöglichkeit, auf dem beengten Raum im Hafen einen Lufttorpedo zu werfen.
Hier ein Bild vom Hafen in Brest von Johns Seite:
http://www.scharnhorst-class.dk/scharnhorst/gallery/pictures/gallscharnbrest/gallscharnbrest01.jpg
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Scheer

Ist den ein Schiff wie Gneisenau im Dock wirklich sicherer ?
Es ist ja immerhin seiner Mobilität beraubt.
Sicher, vor Torpedoangriffen braucht es sich nicht zu fürchten, aber dafür ist es für Bombenangriffe wie auf dem Präsentierteller. Ein Angreifer kennt ja schon bei der Planung des Angriffs den exakten Standort und kann fast blind  angreifen (selbst bei Tarnung, immerhin ist die exakte Lage des Docks hinreichend bekannt)
Ein ausgedocktes Schiff kann aber immerhin öfters verholt werden.
Wenn dann allerdings grundlegende Schutzmechanismen vergessen werden, nun, dann ist dies natürlich ein eklatanter Fehler.
Das Ausdocken würde ich aber nicht als Fehler sehen.

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