Flucht aus Pillau, Ostpreußen nach Kopenhagen, Dänemark - Übersicht über Schiffe

Begonnen von Elke, 01 März 2011, 16:18:52

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Elke

Hallo zusammen,

ich beschäftige mich seit 2 Jahren mit der Erforschung meiner Familiengeschichte. Dabei interessiert mich z. Zt. besonders die Flucht meiner ostpreußischen Familie nach Dänemark in 1945. Folgende Fragen habe ich an Euch Fachleute:

Meine Mutter und Tante flohen am 29. oder 30.01.45 von Pillau nach Gotenhafen per Boot. Am 31.01.45 erhielten Sie Platz auf einem Minensuchboot von Gotenhafen nach Swinemünde. Aufgrund ihres Alters erinnern sie sich leider nicht mehr an die Namen der Boote.
Frage: Gibt es Listen über die Boote bzw. Schiffe, die in dieser Zeit die genannten Routen fuhren? Gibt es Passagierlisten? Es wird berichtet, daß das DRK die Passagiere während der Überfahrt dokumentierten.

Mein Opa, meine Oma und mein Onkel flohen am 19. oder 20.04.45 von Pillau nach Nickelswalde (?) per LKW, da von Pillau keine großen Schiffe mehr abfuhren. Von dort wurde am 20.04. per Landungsboot (?) zusammen mit 2 anderen Booten nach Hela übergesetzt. Am 21.04. fuhren sie mit der LAPPLAND von Hela nach Kopenhagen mit Ankunft am 26.04.45.
Frage: Gibt es auch hier Listen der Schiffe, die an diesen Tagen im Einsatz waren? Gibt es Fotos von der Lappland? Ich habe nur eins gefunden (Heinz Schön). Ich habe dazu auch viel Literatur verarbeitet, aber bisher noch nichts gefunden. Vielleicht gibt es dazu ja auch Hinweise.

Über Reaktionen jedweder Art bin ich dankbar.

Schöne Grüße, Elke

joern

Hallo Elke,
im Buch von M.Schmidtke"Rettungsaktion Ostsee 1944/45" steht ,dass die Lappland ihre letzte Evakuierungsfahrt am 24.4.1945 mit 7500 Flüchtlingen von Hela Reede nach Kopenhagen machte. Dabei starben 26 Menschen an Bord.
Bild vorhanden.
Grüße Joern

Elke

Hallo Joern,

danke für den Hinweis - das Buch stand schon auf der Bestellliste. Jetzt weiß ich, daß es sich lohnen wird!

Schöne Grüße, Elke

Trimmer

Hallo Elke- wenn Du Dich  direkt um die Handlungen um Nickelswalde -jetzt Mikoszewo interessierst so versuche es auch mal unter 32. pommersche Infanterie Division der Wehrmacht.Interessante Beiträge findest Du aber auch wenn Du direkt nach dem Ort Nickelswalde oder Mikoszewo googelst.

Gruß - Trimmer-Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Zerstörerfahrer

Moin moin Elke,

für Januar läßt sich ja noch einiges finden, April '45 wird schon schwieriger.

31.01.1945 M 802 (Kmdt. Oblt.z.S. Leimbach) läuft gegen 14.00 Uhr Gotenhafen mit 96 Flüchtlingen aus, übernimmt bei Hela die Geleitsicherung für mehrere Dampfer (Geleitführer M 19) und läuft dann auf dem Küstenweg nach Swinemünde.

Quelle: KTB der 12. MS-Flottille

Aus dem KTB der 25. MS-Flotille geht dazu folgendes hervor:




Leider hab ich keine weiteren Unterlagen über die Ostsee zum Gegenprüfen. Relevant dürfte hier noch die 3. Sicherungsflottille sein, dessen Januar-KTB gibt es aber nur im Bundesarchiv Berlin.

Grüße
René

W. Angele

Hallo Elke,
das letzte Boot, welches Pillau verließ, war die Mars am 14.4.45 (ca 3700 Personen, 31 Schwerverletzte, darunter mein schwerstverletzter Vater).
Nachzulesen u.a. in Flucht über die Ostsee von Heinz Böhm. Ich habe es von eBay!
Grüße
Silberlocke

Bugsierstefan

Moin Elke,

der Schriftsteller Heinz SCHÖN, (nicht Böhm), hat mehrere Bücher, z. Teil mit Wracklisten etc. verfasst, welche sich mit dem maritimen Kriegsschauplatz Ostsee und die Flucht über die Ostsee befassen, die Bücher kann ich Dir für deine Suche sehr empfehlen!

Viele Grüße, Stefan

HSE24

Zitat von: W. Angele am 10 Mai 2013, 12:11:56
Hallo Elke,
das letzte Boot, welches Pillau verließ, war die Mars am 14.4.45 (ca 3700 Personen, 31 Schwerverletzte, darunter mein schwerstverletzter Vater).
Nachzulesen u.a. in Flucht über die Ostsee von Heinz Böhm. Ich habe es von eBay!
Grüße
Silberlocke
Berichtigung:
Am 23. April 1945 lief als letztes Schiff die MARS-Bremen in Pillau ein, und konnte 2.000 Verwundete und Flüchtlinge in Pillau übernehmen.
Mars war aber nicht das letzte Schiff, das Pillau verließ, die letzten Transporte fanden am 25.4. statt, am gleichen Tag ging Pillau verloren.

Nachweis:
Soldbuch OGefr. Heinz Garten -> Verwundung 20.04.1945 ->  Schiff von Pillau (leider liegen dafür keine Informationen vor) -> Ankunft: Dänemark 04.05.1945
Heinz Garten

Olaf Berg Nielsen

Hallo HSE 24

Ich gehe davon aus, daß du 13. April 1945 meinst und nicht 23. April wie du es geschrieben hast.

S/S ,,Mars" kam nach Kopenhagen am 15. April und lag in Kopenhagen von 15.04 – 29.06. Von 1.06 – 29.06 als Lazarettenschiff. Ich habe einen handgeschriebenen Bericht von Kapitän B. Reven.

Am 18.04 kamen ,,Möwe" von Pillau nach Kopenhagen mit 700 Flüchtlingen und 200 verwundete Soldaten.

Der ,,Sachsenwald" erreichte am 4. Mai Kopenhagen von Hela mit 5.150 Flüchtlingen und verwundete Soldaten, dabei wurde sie von zwei weiteren Schiffen begleitet. Wahrscheinlich waren die zwei andere Schiffe: ,,Santander" mit ca. 1.400 Flüchtlingen und 600 verwundete Soldaten. ,,Grenzland" mit 270 Flüchtlingen.

Beste Grüße Olaf

HSE24

ZitatIch gehe davon aus, daß du 13. April 1945 meinst und nicht 23. April wie du es geschrieben hast.

Hallo Olaf Berg Nielesen, ich sitze immer noch am dem Puzzel und muss Dir sagen, das er am 20.4.1945 verwundet wurde.
Also suchen wir ein Schiff was zwischen dem 20. und 25.4.1945 Pillau Richtung Hela und weiter nach Kopenhagen gefahren ist.
Lazarett war er ab dem 4.5.1945 in Arhus.

1. Am 23. April lief als letztes Schiff die MARS in Pillau ein, und konnte 2.000 Verwundete und Flüchtlinge in Pillau übernehmen.
Quelle: http://klee-klaus.business.t-online.de/der_untergang_ostpreussens.htm#028%20Lagekarte%20Heiligenbeil

Gefunden im Internet:

(von Pillau nach Hela und dann nach Kopenhagen)
2. im Buch von M.Schmidtke"Rettungsaktion Ostsee 1944/45" steht, dass die "Lappland" ihre letzte Evakuierungsfahrt am 24.4.1945 mit 7500 Flüchtlingen von Hela Reede nach Kopenhagen machte.

3. Der „Sachsenwald“ erreichte am 4. Mai Kopenhagen von Hela mit 5.150 Flüchtlingen und verwundete Soldaten, dabei wurde sie von zwei weiteren Schiffen begleitet. Wahrscheinlich waren die zwei andere Schiffe: „Santander“ mit ca. 1.400 Flüchtlingen und 600 verwundete Soldaten. „Grenzland“ mit 270 Flüchtlingen.

Wie kann das geprüft werden, ob das so gewesen war?

Danke und Grüße

Heinz Garten

TW


SchiffBRTAbfahrtVonNachAnkunft
Möwe131020.04.1945PillauKopenhagen
Cometa512520.04.1945HelaKopenhagen
Eberhard Essberger686420.04.1945HelaKopenhagen
Hestia288321.04.1945HelaKopenhagen
Lappland764421.04.1945HelaKopenhagen
Herkules236921.04.1945HelaSaßnitz(Reparatur)23.04.1945
Eberhard Essberger6864 HelaKopenhagen22.04.1945
Ubena9532 HelaKopenhagen22.04.1945
Schulau17222.04.1945PillauWesten
Mathias Stinnes533722.04.1945HelaKopenhagen
Orion (HSK)7021 Kopenhagen23.04.1945
Herkules236922.04.1945SaßnitzKopenhagen23.04.1945
Adler14623.04.1945Pillau?
Drossel99923.04.1945Hela?
Weserberg192323.04.1945HelaKopenhagen
Lappland764424.04.1945HelaKopenhagen
Mars246924.04.1945GotenhafenKopenhagen26.04.1945
Renate (LAZ)233926.04.1945PillauKopenhagen

Das sind die Datensätze, deren Angaben ich aus der Literatur und aus dem Internet gezogen habe, und die die von Dir gewünschten Voraussetzungen bezüglich Abfahrtsort resp. Ankunftsort erfüllen. Nachprüfen lassen sich diese Angaben m.W. nur mit viel Fleißarbeit in verschiedenen Archiven. Olaf hat allerdings eine Liste der Schiffsankünfte in Kopenhagen. Er kann vielleicht die Ankunftsdaten in den Datensätzen "Kopenhagen" ergänzen, bestätigen (oder ablehnen).

Viele Grüße
Thomas

P.S. Bei Herkules sind die gefundenen Angaben widersprüchlich. Beachte dazu beide Datensätze !
PPS. Angaben zur "Mars" aus Matusch: http://www.vorfahrenforschung.de/fluchtberichte_aus_danzig.htm. Diese URL wurde leider inzwischen abgeschaltet.
PPPS. Lappland bei Schön am 21.4. in Hela, bei Schmidtke am 24.4. Interessant wäre das Ankunftdatum.

Olaf Berg Nielsen

Hallo Thomas,
ich habe Rättinger geschrieben, aber weiss nicht wie ich es senden kannst.

Schreibe mir deinen Email Adresse, dann sende ich es dir.

Gruß
Olaf

TW

Zitat von: TW am 28 August 2020, 15:16:03
PPPS. Lappland bei Schön am 21.4. in Hela, bei Schmidtke am 24.4. Interessant wäre das Ankunftsdatum.

Olaf hat mir seine Ergänzungen per PN geschickt. Ich respektiere, dass er sie wohl nicht veröffentlichen will. Ich gebe daher - wie es seine Art ist - nur einzelne Kenntnisse wieder. Die erste betrifft "Lappland". Nach Olaf's Kenntnis war sie am 23.04. in Kopenhagen. Das spricht für Schön und gegen Schmidtke.

Gruß, Thomas

TW

Zitat von: TW am 28 August 2020, 15:16:03

SchiffBRTAbfahrtVonNachAnkunft
Herkules236921.04.1945HelaSaßnitz(Reparatur)23.04.1945
Herkules236922.04.1945SaßnitzKopenhagen

P.S. Bei Herkules sind die gefundenen Angaben widersprüchlich. Beachte dazu beide Datensätze !

"Herkules" traf am 24.04.1945 in Kopenhagen ein. Über den Reparatur-Aufenthalt und den Abfahrtstermin in Saßnitz kann Olaf keine Angaben machen.

TW

Zitat von: TW am 28 August 2020, 15:16:03

SchiffBRTAbfahrtVonNachAnkunft
Eberhard Essberger686420.04.1945HelaKopenhagen
Eberhard Essberger6864 HelaKopenhagen22.04.1945

Zur "Eberhard Essberger" (E.E.):
Heinz Schön (Ostsee '45) schreibt auf Seite 425, dass die E.E. am 15.04. in Hela Passagiere aufnahm. Auf Seite 428 schreibt er, das E.E. um 17.30 Uhr im Geleit mit 3 Zerstörern, 3 Torpedobooten und weiteren Dampfern Hela mit 7000 Passagieren verließ. Diese Anzahl ist aber falsch !

Auf Seite 508 gibt Schön eine glaubwürdige Anzahl von 4715 Passagieren, behauptet aber fälschlich, dass E.E. Hela am 20.04. verließ. Das Abfahrt-Datum widerspricht der eigenen Angabe auf Seite 428 und ist sicher ein Irrtum.

Laut DEFE 3/576/366077 (dechiffrierte ULTRA-Funksprüche) war E.E. am 20.04. unterwegs von Swinemünde nach Kopenhagen. Anscheinend hatte E.E. von Hela aus zunächst Swinemünde angesteuert und dort weitere Passagiere übernommen. Das erklärt auch die lange Reisedauer von 5 Tagen.

In Kopenhagen am 20.04. (laut Olaf) mit insgesamt 6900 Menschen an Bord, darunter 5150 Soldaten und 1500 Verwundete. In Swinemünde waren also mehr als 2000 Menschen dazu gekommen.

Wie lange genau E.E. in Swinemünde Aufenthalt hatte, weiß ich leider nicht.
Gruß, Thomas

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