ANTRAX der Torpedoschule Mürwik

Begonnen von longwood, 05 Februar 2011, 13:11:00

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bettika61

Zitat von: longwood am 18 Februar 2013, 14:52:56

Ferner hat im Forum ,,Die-Ostseetaucher.de / Fördeschlösser.de" am 10. Dezember 2010  rocco - auch bekannt in ,,unserem" Forum – nach der ANTRAX gefragt. Es waren auch einige Antworten da – aber alle nicht zielführend.
Hallo,
die Anfrage dort hat ergeben, das das Schiff  am 22.12.1922 vor Kronsgaard gesunken ist und 1924 gehoben wurde, :MG: von der Bergung existiert ein Foto
ZitatHeute entdeckte ich in der Praxis D. Weiß in Gelting, unter vielen anderen alten Bildern die dort in den Fluren hängen, ein Foto von der Bergung des Dampfers Antrax.

Das Foto ist in etwa wie folgt beschriftet; 

Dampfer Antrax gesunken am 22.12.1922 vor Kronsgaad.

Bergungsfoto vom 24.8.1924

Auf dem Foto sind vier Bergungsschiffe zu sehen, zwei flache Kähne mit der Bezeichnung
M.A. 81 und M.A.82. Außerdem ein Dampfer dessen Namen ich nicht entziffern konnte und anscheinend ein weiterer Dampfer von dem, von vorn gesehen nur ein Teil der Steuerbord-
seite zusehen ist.....
...
Der linke Dampfer könnte Sonderburg heißen 
http://www.foerdeschlosser.de/viewtopic.php?f=4&t=848&start=20
Kann jemand weitere Angaben zu den abgebildeten Schiffen machen, die Hinweise auf das Bergungsunternehmen geben könnte?
Eine Vermutung der o.g. Seite war 
Zitatdie hamburgische Bergungsfirma und Werft M.A. Flint
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

klaushh

Moin, moin!

Die alte Tauchereifirma M.A.Flint gibt es nicht mehr.
Die Nachfolgefirma hat sehr viel "Papier" übernommen, hat aber erst kürzlich mit einer Sichtung begonnen. Wie man mir heute in einem Telefongespräch mitteilte, sei es durchaus möglich, dass noch uralte Unterlagen vorhanden sind. Die Durchsicht nehme noch viel Zeit in Anspruch und eine gezielte Such sei nicht möglich. Möglicherweise käme man im Winterhalbjahr einige Schritte weiter.

Auf alle Fälle ist dort meine Anfrage wegen der ANTRAX (o.ä.) hinterlegt.

Als vor vielen Jahren der Taucherbetrieb noch existierte und der "alte" Flint noch lebte, konnte ich dort Protokollbücher zu Tauchertätigkeiten Ende der 40-Jahre einsehen. Also hoffe ich, dass auch noch Unterlagen aus den 20-er Jahren vorhanden sind. So, wie ich die Firma vor gut 15 Jahren antraf, kann ich mir das Vorhandensein von Altunterlagen jedenfalls gut vorstellen.

Also bitte in Geduld fassen!

Gruß
klushh

BS

Bei der ANTRAX soll es sich um die Bau-Nr. 194 von W. Lindbergs Verkstads & Varfs A/B, Stockholm handeln, die 1915 von Geffke & Hennings, Hamburg aus Schweden angekauft wurde. Im BSR Hamburg ist das Schiff allerdings nicht verzeichnet, im SSR vermutlich auch nicht.
BS

longwood

Hallo,

da der Zeitraum der Bergung - Sommer 1924 - nun bekannt ist, werde ich in absehbarer Zeit in der Landesbibliothek Schleswig-Holstein in Kiel die mikroverfilmten Tageszeitungen (wie z. B. "Flensburger Nachrichten" - "Schleibote" - "Kieler Zeitung") des betreffenden Zeitraumes "durchforsten" in der (berechtigten) Hoffnung, entsprechende Berichte zu finden.

Es kann aber noch einige Wochen dauern, bis ich ferienhausmäßig in den "Winterschlaf" gehe - ich melde mich aber auf jeden Fall, auch dann, wenn ich keine Berichte finde. Es kann natürlich auch sein, dass mir ein anderer Forumsteilnehmer zuvor kommt.

Viele Grüße aus Kronshagen bei der (Marine-) Stadt Kiel
und einen schönen Start in die neue Woche

Hans-Hermann H. alias longwood

PS: Ich hoffe auch - falls Berichte vorliegen - dass Bilder dabei sind.

TD

[/img]
M.A. 81 und M.A.82 lassen auch vermuten das es sich um Leichter der Reichsmarine handelt, obwohl die oftmals vorne für Kiel die Kennung K  hatten.

Gruß
Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

longwood

Hallo,

wie in meiner Antwort # 18 vom 03. September 2017 erwähnt, habe jetzt ich in der Landesbibliothek Schleswig-Holstein in Kiel in einigen mikroverfilmten Tageszeitung der Region recherchiert und sogar entsprechende Berichte gefunden.

1.  ,,Kieler Neueste Nachrichten" vom 31. August 1924

,,Über Ursache und Art des Untergangs des Dampfers ,,Antrax" hat die Havariekommision ein Gutachten erstattet, das u. a. folgendes besagt:

Durch das offene Steuerbord-Seitenfenster des Vorratsraumes ist dieser Raum infolge des Seeganges allmählich voll gelaufen. Das Wasser ist durch das Holzschott möglicherweise unbemerkt in den vorderen Mannschaftsraum eingedrungen, der voraussichtlich nicht benutzt war, da erfahrungsgemäß auf solchen Fahrzeugen die Leute sich bei schlechtem Wetter an Deck in Windschutz oder im achteren Raum aufhalten. Durch die infolge Vollaufens des Vorratsraumes entstandene parallele Tiefertauchung und durch die starken Schlingerbewegungen konnte die See in die drei offenen Kohlenbunker Löcher schlagen und von diesen weiter durch die offenen Bunkertüren in den Kessel- und Maschinenraum strömen, Ein Schließen der Bunkerdeckel ist vielleicht erschwert gewesen  durch die drauf gestaute Deckladung. Anscheinend ist versucht worden, die Bunkerdeckel zu schließen, da nach Aussage des Kptl. K. an Backbordseite über dem Bunkerloch verstaute große Kiste nicht mehr vorhanden ist und an Steuerbord das Überfall , das mittschiffs die Reeling durchbricht, anscheinend zum Überbordwerfen von an Steuerbord befindlichen Gegenständen hochgeschlagen war.  - 

Der Taucher A. machte vor der Havariekommission folgende Aussage: Ich fand das Schiff mit einer Schlagseite von etwa 35 bis 40 Grad nach Steuerbord am Grund liegend . Der Boden war so hart, dass die Schlagseite hierdurch veranlasst sein kann. Der Niedergang zum vorderen Mannschaftsraum war offen, das Luk zum achteren Wohnraum halb offen.  Am Achtersteven lag eine Leiche bei der Schraube auf Grund, die sich beim Anfassen sofort vollkommen auflöste.  Kleidungsstücke waren nicht mehr zu erkennen. In der Umgebung des Schiffes habe ich keine Gegenstände gefunden. Spuren der Tätigkeit eines anderen Tauchers habe ich nicht feststellen können, nur am Heck war vom Wasserbauamt ein Bojenreep angesteckt."

2.  Ein gleichlautender Bericht erschien in den ,,Flensburger Nachrichten" vom 01. September 1924

3.  ,,Schleibote – Zeitung für Angeln und Schwansen" vom 02. September 1924

,, Zum Untergang des Marinedampfers ,,Antrax"

Dieser Tage wurde von Fischern aus Arnis, die unweit der Untergangstelle des Dampfers ,,Antrax" in der Nähe von Kronsgaard dem Fischfang nachgingen, mit dem Grundnetz eine  stark in Verwesung übergegangene Leiche aufgefischt, die sich beim Anfassen sofort vollkommen auflöste, sadaß eine Bergung nicht möglich war. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass es sich um die Leiche eines ertrunkenen Matrosen vom Dampfer ,,Antrax" handelt".
_________
                                                         

Nach dem Bericht der Kieler Neuesten Nachrichten war am Heck ein Bojenreep angesteckt. Dieses muss geschehen sein, als das Schiffswrack gefunden wurde. Hierzu müsste es auch Berichte in den Zeitungen geben. Also werde ich weiter recherchieren  und – wenn ich fündig werde – berichten

Viele Grüße aus Kronshagen bei Kiel

Hans-Hermann H. alias longwood

rocco

Moin Hans-Hermann,
vielen Dank für diese aussagekräftigen Zeitungsberichte. Wirklich toll was du da ausgegraben hast. Danke,

Gruß Rocco

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