Aloha aus Berlin/Brandenburg

Begonnen von house, 17 Juni 2010, 20:04:34

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house

Hallo zusammen,

tja, versuchen wir es kurz zu machen:

Mein Name ist Andreas, bin 42 Jahre alt und das Netzhäkchen eines U-Bootfahrers der von 1944-1945 in Norwegen Dienst tat.
Auf Euer Forum bin ich durch Recherche im Netz aufmerksam geworden und habe die Beiträge von euch als fundiert und auch gut recherchiert kennengelernt.

So, ich hoffe die Vorstellung war nicht zu kurz um sie als unhoflich oder gar als desinteressiert angesehen zu werden.
Wenn noch Fragen sind, schreibt hier einfach was dazu.

LG aus B/BRB

Andreas

Karsten

Herzlich willkommen!

Als Sohn eines U-Boot-Fahrers kannst Du bestimmt eine Menge berichten ...

Viele Grüße und hau' kräftig in die Tasten!

Karsten
Viele Grüße,

Karsten

Big A

Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Albatros

   Andreas,

Zitat von: Karsten am 17 Juni 2010, 21:50:10

Als Sohn eines U-Boot-Fahrers kannst Du bestimmt eine Menge berichten ...

Nun vielleicht nicht eine Menge aber sicher doch das Eine oder Andere, Vielleicht die U-Boot Nummer, ein paar Bilder.... :O/Y ein kleiner Erlebnisbericht.... :MZ:

:MG:

Manfred

Mario

Hallo Andreas,
schön, das die Brandenburscha- Balina-Fraktion wieder Zuwachs bekommen hat.  :-)

house

N´Abend zusammen,

erstmal Danke für die Begrüssung.
Tja, was soll man da Erzählen:
Opa was bei der Kaiserl. Marie zugange. Holte sich dabei eine TBC die ihn im zweiten Weltkrieg vom aktiven Dienst befreite.
Mein Vater meldete sich mit 17 Jahren freiwillig zur U-Bootflotte der KM. Die größte Angst die damals unter den Kindern vorherrschte war nach Russland an die Front zu kommen. Als dann freiwillig und den Hund mit den wenigsten Flöhen aussuchen und lebend Heim kommen.
Der "kleine Bruder" meldete sich gleichfalls 1945 zu U-Flotte, machte noch die Ausbildung mit und ging in die Kapitulation.

Der Vater und das Boot:
Mit 17 Jahren freiwillig gemeldet (Anfang 1943).
Ausbildung bis 31.07.1944 in Danzig. 
Fronteinsatz in Norwegen auf  U 310 der 13 U-Flotille Drontheim bis zur Kapitulation.
6 Feindfahrten mit insges. 14395 BRT Versenkung . Öfters Einsätze mit U 995.
U 310 ging als Kriegsbeute an Norwegen und wurde 1947 verschrottet.
Zunächst Kriegsgefangenschaft beim Engländer, dann Übergabe an die Norweger zur Verwendung als Minenstecher. Danach Kriegsgefangenschaft in Frankreich bis 1947.

Fotos sind bedingt durch die drei unterschiedlichen Nationen bei der Kriegsgefangenschaft fast keine vorhanden. Sie waren froh, das sie das noch behalten durften was sie an Kleidung am Leib trugen. Uhren,Bilder und.. und.. und wurden Ihnen weggenommen.

So,das war der kurze Werdegang meines Vaters.

LG
House

Albatros

Hallo Andreas,

ganz interessant was Du zu berichten hast.

Zitat von: house am 24 Juni 2010, 20:08:06
Die größte Angst die damals unter den Kindern vorherrschte war nach Russland an die Front zu kommen. Also dann freiwillig und den Hund mit den wenigsten Flöhen aussuchen und lebend Heim kommen.

Das man Angst hatte nach Russland an die Front zu müssen ist verständlich, nur das mit dem lebend Heim kommen war bei den U-Booten aber auch recht unsicher...... :MV:

:MG:

Manfred

house

Moin Manfred,

so richtig bewußt war es den jungen Burschen auch nicht als sie sich freiwillig meldeten. Da war noch der Nimbus der "grauem Wölfe" nicht gebrochen. Woher auch. Die Propaganda die ja allgegenwärtig war, suggerierte das.
Von den anderen Waffengattungen hatten sie "schlimme Informationen".
Worauf sie sich eingelassen hatten, merkten sie erst als sie Ihre Cyanidkapseln bekommen hatten mit einigen Anmerkungen des Ausbilders.
Da war es aber schon zu Spät.
Und das "richtig dicke Ende" merkten sie erst bei den Feindfahrten.

House

Albatros

#9
Moin Andreas,

Vielleicht ist dies hier gar nicht mehr der ,,richtige" Ort ( Mitglieder stellen sich vor  ) für die Fortsetzung des Thread`s aber ich hätte da noch eine Frage..... :MV:

Du schreibst.....

Zitat von: house am 25 Juni 2010, 07:16:23

Worauf sie sich eingelassen hatten, merkten sie erst als sie Ihre Cyanidkapseln bekommen hatten mit einigen Anmerkungen des Ausbilders.

Ich verstehe das jetzt so, dass diese Kapseln ein Jeder der U-Bootsbesatzungen erhalten hat, das wäre/ist für mich jetzt Neu. Nicht das ich dies anzweifle aber ist Dir dazu näheres bekannt und

welche Anmerkungen wurden den U-Bootfahren denn mit auf den Weg geben ?

:MG:

Manfred

house

Hallo,

ja, mein Vater erzählte mir davon das sie Kapseln mit Cyanid bekommen hatten. Das hatte wohl jeder der Kameraden von U 310 am Körper. Sowas wie ein kleines Döschen, hatte er mal meinen Bruder und mir erzählt.

Den genauen Wortlaut des Ausbilders kann ich dir leider nicht wiedergeben, aber im freien:

Es geht nicht nur immer aufwärts als Matrose. Wenn es dann soweit sein sollte und ihr keinen Ausweg mehr habt, gibt euch die KM die Möglichkeit den Heldentod zu sterben.

Na halt dieser übliche Patos und die Durchhalteparolen. Was die Jungs halt verwunderte, war, das sonst alles zum Besten stehen sollte und nun die Selbstmordpillen. Das schreckte natürlich auf und verunsicherte die jungen Burschen. Auch einige aufgeschnappten Äusserungen zum Kriegsverlauf und der U-Bootwaffe kamen dann auch wieder in den Sinn.

LG

House


Mario

Die armen Schweine von der Ostfront konnte ja immerhin noch einiges daheim erzählen, aber wenn es den U-Booten an den Kragen ging, dann blieb meistens keiner, der noch davon berichten konnte. Wenn man überlebte, dann ging es nach Kanada oder Schottland in ein alliiertes Lager.

Albatros

Zitat von: Mario am 25 Juni 2010, 19:52:39
Wenn man überlebte, dann ging es nach Kanada oder Schottland in ein alliiertes Lager.

Das wiederum war dann gegenüber dem was denen an der Ostfront drohte wie ein 6er im Lotto.

:MG:

Manfred

house

Hallo Mario und Albatros,

na da hatte mein Vater nicht so ein Glück. Er kam leider nur kurzfristig in ein alliertes Lager. Danach würde er in Norwegen zum Minenstechen eingesetzt. Lediglich mit Stangen und Holzstöcken wurden sie rausgeschickt zur Kampfmittelbeseitigung. Viele Soldaten starben dabei. Es war wohl schauerlich wie sich die Norweger verhalten haben. Ein knappes 3/4 Jahr später ging es dann nach Frankreich auch zur Kampfmittelbeseitigung. Da hat er mal Glück gehabt. Da er bereits in der Lehre war zum Pferdewirt und Gutsverwalter wurde er einen Bauern zugeteilt, um bei der Landarbeit zu helfen. Der verpflegte ihn sehr gut und behandelte ihn auch sehr nett.
Der umgekehrte Fall in Frankreich war der Bordfunker. Mit dem Herrn habe ich mich vor 1. Jahr unterhalten um Info´s zu bekommen. Leider mit nicht so guten Erfolg. Er konnte sich lediglich an schwere Mißhandlungen in Frankreich errinnern, die Ihm ein Schädelbruch mit monatelangen Lazarett einbrachten.
Von u 310 leben noch 3 Besatzungmitglieder.

house

P.S. Habe gerade gestern von meiner Mutter ein kleine Gruppenbild bekommen.
Auf der Rückseite steht drauf:
Zum Andenken an das Kommando der I. Div. von U 310
Stella Polaris Narwik

Weiss jemand etwas über dieses " Stellar Polaris"???

Peter K.

STELLA POLARIS

Wohnschiff in Narvik
siehe hier
Grüße aus Österreich
Peter K.

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