RO-501 (ex-U-1224) versenkt am 13.05. 1944

Begonnen von Albatros, 13 Mai 2010, 15:45:35

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Albatros

U-1224 war ein Boot vom Typ IXC/40 das am 15.02.44 in RO-501 umbenannt wurde. Als es sich am 13.5.44 mit japanischer Besatzung  auf der Überführungsfahrt nach Japan befand

wurde es bei den Kapverdischen Inseln von der US Task Group 22.2 entdeckt und mit Wasserbomben ( hedgehog ) der USS Francis M. Robinson (DE 220) versenkt, es gab keine Überlebenden.


Meine Fragen hierzu,


vom 20.10.43 bis zum 15.02.44 war Kptlt. Georg Preuss  Kommandant auf dem Boot in dieser Zeit befand sich das Boot bei der 31. Flottille  zur Ausbildung.

War in dieser Zeit auch die japanische Besatzung zur Ausbildung an Bord?

Wurden mit der Übergabe des Bootes Forderungen der Japaner bezahlt?

Gruß, :MG:

Manfred

ufo

In dem Buch 'Nachschlag' welches eben genau das ist; ein 'Nachschlag' zu dem Buch 'Von Latten und Molchen; Erinnerungen der Schiffbauer der Crew XII/39' praesentiert Roland Reche einen 10 Seitigen Bericht zur ungewoehnlichen Ausbildung auf U-1224 / RO-501 "Satsuki II" (Kirschbluete).

Es heisst in der Einfuehrung zu dem Bericht die Reichsregierung habe im Rahmen der Operation 'Marco Polo' zwei 700 Tonnen Boote den Japanern kostenlos ueberlassen. Das erste Marco Polo Boot U-511 verliess unter dem Kommando von Kapitaenleutnant Schneewind am 10. Mai 1943 Lorient und erreichte wohlbehalten am 6. August Kure.

Reche geht nicht auf die Hintergruende dieser milden Gabe ein. Jedem der sehen konnte muss im Sommer 1943 bereits klar gewesen sein, dass der Pazifikkrieg nicht ganz genau nach Plan lief. Mag man auf Deutscher Seite gehofft haben, dass die Uebergabe zweier Boote eines erwiesenermassen Erfolgstyps den Japanern den Schubs in die richtige Richtung geben wuerde? Oder war der 'Grosse Plan' vom Deutsch-Japanischen Treffen im Indic noch am Leben und man hoffte die Japaner nicht zuletzt mit guten Gaben davon zu ueberzeugen dass die Hauptstossrichtung gen Indien und nicht auf Australien zu liegen muesse?

Mag gut sein, dass sich in den zahllosen Arbeiten des Japanexperten Professor Bernd Martin so dies und das an Hintergrund zu den Deutschen Gaben finded:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/ergebnis.php?suchart=exakt&Lines_Displayed=20&sort=o.date_year+DESC%2C+o.title&suchfeld1=o.sachgruppe_ddc&suchwert1=900&opt1=AND&suchfeld2=person&suchwert2=&opt2=AND&suchfeld3=date_year&suchwert3=&startindex=0&page=0&dir=2&suche=&la=de

Und wie lief das ab ...

Von Anfang September 1943 bis Ende Maerz 1944 machen die Deutsche und die Japanische Besatzung zusammen Baubelehrung und Einfahren. Reche schreibt in einem Nachdenklichen Nachsatz, dass die ungewoehnliche Kommandierung just zu einer Zeit, das Deutsche U-Boote im Wesentlichen U-Jaegerfutter waren der Deutschen Besatzung von U-1224 letztendlich vermutlich das Leben gerettet hat.

Probefahrten, Manoever, Uebungen – das alles wurde jeweils mit halb-und-halb Besatzungen gefahren. Dazwischen ist liebevoll beschrieben wie die Deutschen mit Erfolg das Go Spiel erlernten (Im Gegenzuge wurden allerdings weder 17 + 4 noch Skat recht populaer.). Gemeinsame Wettkaempfe gab es im Schwimmen (Easy fuer die Japaner) und Ringen (ebenso). Der Smut beschreibt wie er sich langsam und zoegerlich mit seinem Gegenueber anfreunded, wie einen Tag deutsch, den anderen japanisch gekocht wurde. Reis, so schreibt er, gab es in Deutschland schon lange nicht mehr, bis, ja bis man das Zauberwort 'Marco Polo' wusste und schon tauchten Wunderdinge aus Proviantlagern auf.

Nach einem Halben Jahr gemeinsamer Ausbildung, immer eng aufeinander hockend, trennte man sich als Freunde. Den heilige Schrein der Japaner, den U-1224 durch die ganze Ausbildung begleitet hatte, nahm RO-501 nicht mit. Den bekam das naechste Boot der Deutschen Besatzung U-875 zusammen mit der Kirschblueteals Emblem am Turm. Es hat ihr Glueck gebracht. U-875 war von April 1944 bis Februar 1945 Trainingsboot und hat den Krieg ueberlebt. Manoever wurden auf U-875 bis zum Ende oft in japanischer Sprache gefahren.

Ufo   

Albatros

Danke Dir Jens, sehr interessante Informationen !  top

Zitat von: ufo am 14 Mai 2010, 11:03:42
Jedem der sehen konnte muss im Sommer 1943 bereits klar gewesen sein, dass der Pazifikkrieg nicht ganz genau nach Plan lief.

Das gleiche hätte man vom Krieg in Europa auch sagen können........

:MG:

Manfred

MS

Zitat von: ufo am 14 Mai 2010, 11:03:42
In dem Buch ‘Nachschlag’ welches eben genau das ist; ein ‘Nachschlag’ zu dem Buch ‘Von Latten und Molchen; Erinnerungen der Schiffbauer der Crew XII/39’ praesentiert Roland Reche einen 10 Seitigen Bericht zur ungewoehnlichen Ausbildung auf U-1224 / RO-501 “Satsuki II“ (Kirschbluete).



Kirschblüte klingt schön aber dann hätte das Boot Sakura No.2 heissen müssen

Satsuki steht für den alten japanischen Namen für den 5. Mond-Monat wobei die Bedeutung des 1.Kanji der Sumpf, das Ufer ist


Gruss
:MG:

ufo

Vielen Dank! Man lernt doch nie aus.

Denn werd' ich dem Buch mal behutsam mit feinem Bleistift eine Anmerkung verpassen. Da auf die 'Kirschbluete' spaeter bei dem Turmemblem von U-875 wieder Bezug genommen wird, nehme ich fast an, dass der im Buch angegebene japanische Name falsch ist und RO-501 dann tatsaechlich 'Sakura II' hiess.

Der Bericht duerfte gut 40 Jahre nach den Ereignissen verfasst worden sein, spaete 80er Jahre oder so. Da mag die Erinnerung Streiche gespielt haben.

Wuerde einer der in Frage kommenden Namen 'Sakura' oder 'Satsuki' eher in die Tradition japanischer U-Boot Namen passen oder gab es da eine weite Spanne an Moeglichkeiten, Braeuchen, Gewohnheiten?

Ufo

Spee

Servus,

als Null im Bereich Sprachen mag ich gern noch etwas zur Verwirrung beitragen. Die "Ohka"-Bomben hiessen doch "Kirschblüten", was mich nur völlig durcheinander bringt.

http://en.wikipedia.org/wiki/Ohka

Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

bodrog

#6
Hallo,

meines Wissens nach bedeutet

Sakura = ZEIT DER KIRSCHBLÜTE

während

Ōka/Ohka = eine Kirschblüte (den Blütenstand) meint.

Bei der kulturellen/mythischen Bedeutung, welche Kirschen in Japan haben, könnte es vielleicht auch mehrere Begriffe für unterschiedliche Zustände geben (analog Schnee auf Arabisch bzw. Schnee auf Inuktitut/Sprache der Inuit)

Ulli

Spee

@bodrog,

so klingt das ja richtig sinnvoll. Danke!
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

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