Fritz Ehlebracht Eine deutsche Odyssee / Kriegsmarine in Griechenland

Begonnen von Kettenhund, 07 Mai 2010, 14:29:49

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Kettenhund

Liebe Forumsmitglieder,

mein Großvater fuhr als Flakschütze an Bord der Z3 Max Schultz Mineneinsätze gegen England. Knapp vier Wochen vor der Versenkung (Unternehmen Wikinger) wechselte er auf die Z2 Georg Thiele mit der er an der Norwegenkampagne teilnahm. Anschließend befand er sich auf Z24 und später bei der Sonderkompanie Beverloo. Später diente er in der 11. Landungsbootflottille (Varna / Bulgarien), in der 10. Küstenschutzflottille auf Limnos / später Nordgriechenland. Zuletzt gehörte er zum Seekommando Attika. Mithilfe von Byron Tesapsides persönlich und aus seinen Büchern habe ich bereits einiges erfahren, u.a. dass er beim SeeKo Attika zur Intendanturdienststelle gehörte (entsprechend der FPNr). Laut den Familienlegenden ist mein Großvater durch jugoslawische Partisanen ums Leben gekommen. D.h. wahrscheinlich auf dem Rückmarsch im Okt. 1944. Er gilt als vermisst obwohl es nicht einmal eine offizielle Verlust-/Vermisstmeldung gegeben hat, was m.E. ein Hinweis auf die chaotische Situation während des Rückzuges ist. Nun möchte ich natürlich Näheres über den Einsatz / Rückzug der Kriegsmarine in / aus Griechenland erfahren. Einen besonderen Einblick erhoffe ich mir von "Fritz Ehlebracht - Eine deutsche Odyssee". Leider komme ich an dieses Buch nicht heran. Ich habe bereits vor einem Jahr Kontakt zu Frau Ehlebracht aufgenommen, die selber nur noch ein Exemplar hat. Eine weitere Auflage ist auch aufgrund des Alters und der Gesundheit von Herrn Ehlebracht nicht geplant. Nun meine Frage. Gibt es jemanden, der mir in dieser Angelegenheit weiterhelfen kann?

Vielen Dank vorab und einen herzlichen Gruß an alle Forumsmitglieder,

C. Ernst



veritatis iter age et honeste vive

Karsten

Hallo C., 8-)

das Buch ist beispielsweise hier in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart vorhanden (www.wlb-stuttgart.de). Ich empfehle daher, dass Du über eine örtliche Bücherei/Bibliothek versuchst, Dir das Buch per Fernleihe auszuleihen.

Viele Grüße,

Karsten
Viele Grüße,

Karsten

Zerstörerfahrer

Moin moin,

es wäre günstig erst einmal eine Anfrage bei der WAST nach dem milit. Werdegang des Großvaters zu stellen, denn wie man anhand des kurzen Lebenslaufes schon erkennen kann, geht da bei der Einheitenbezeichnung schon einiges durcheinander.
Auf der Grundlage des dann vorliegenden milit. Lebenslaufes kann man mit den Recherchen anfangen. Alles andere ist reine Spekulation.
So deutet eine Verwendung beim Marinestammregiment Beverloo mit folgendem Einsatz bei der 1. Landungsflottille (vorher Landungs-Lehr-Flottille) auf A.d.S.-Personal (Admiral der Seebefehlsstellen) hin und damit könnte der Großvater auf einem Marinefährprahm gewesen sein. Von denen immerhin auch 2 zur 10. Küstensicherungsflottille gehörten.
Mit etwas Glück findet sich dann auch, zu welchem Marinesicherungsbataillon er für den Rückmarsch gehörte. Damit ließe sich zumindestens im kleinen Rahmen der Rückmarschweg belegen. Fritz Ehlebracht zeichnet diesen Weg nur für "sein" Marinesicherungsbataillon 607 auf. Dieses muß natürlich nicht identisch sein mit dem deines Großvaters.
Für eine erfolgreiche Recherche ist immer eine solide Basis von Nöten, also WAST-Antrag stellen, dann hier posten und dann sehen wir weiter.

Grüße
René

Kettenhund

#3
Hallo René,

die genannten Daten habe ich bereits von der WAST. Habe allerdings die Einheitsbezeichnungen bei meinem Beitrag aus dem Gedächtnis genannt, weshalb sich wahrscheinlich Fehler eingeschlichen haben. Ansonsten würde ich natürlich gerne aus den Erfahrungen von Fritz Ehlebracht schöpfen. Sein Bericht ist meines Wissens der einzige Zeitzeugenbericht, der sich mit dem Rückzug durch Jugoslawien beschäftigt. Ansonsten bin ich natürlich für jeden weiteren Hinweis dankbar.
Carsten 
veritatis iter age et honeste vive

Kettenhund

Ansonsten werde ich Deiner Empfelung folgen und den Werdegang meines Großvaters in den nächsten Tagen posten. Bin gerade auf der Arbeit und komme an meine "Genealogische Akte" erst morgen dran. ;-)

veritatis iter age et honeste vive

Zerstörerfahrer

Gut, vielleicht entdecken wir ja dann neue Zusammenhänge.

Grüße
René

Kettenhund

#6
Wie angekündigt die Daten zum Werdegang meines Großvaters. Das meiste habe ich von dewr WAST, ergänzt durch Angaben meiner Großmutter aus der eidesstattlichen Erklärung zu seiner gerichtlichen Todeserklärung 1955. 

Hermann Oskar Ernst            geb. am 13.09.1915 in Paderborn
               seit 1944 in der Ägäis vermisst (letzte Meldung August 1944)

01.04.1936                            Eintritt in die Kriegsmarine bei III. Schiffstammabteilung der Ostsee

30.06.1936 - 20.09.1936   Küstenartillerieschule -Flak-Maschinenwaffenlehrgang

21.09.1936 - 07.01.1940   Zerstörer Z 3 ,,Max Schultz"

08.01.1940 - 17.09.1940   Zerstörer Z 2 ,,Georg Thiele"

18.09.1940 - 22.10.1940    Zerstörerstammabteilung, Swinemünde

23.10.1940 - 25.10.1940   Baubelehrung ,,Z 24"

26.10.1940 - 05.08.1941   ,,Z 24"

06.08.1941 - 02.09.1941   Zerstörer- und Torpedobootsstammabteilung, Swinemünde

03.09.1941 - 09.09.1941   6./3. Schiffstammabteilung Kiel-Eichhof

10.09.1941 - 24.09.1941   Sonderkompanie Beverloo

25.09.1941 - 23.10.1941   Marinestammabteilung Süd, Stützpunktkompanie Varna (Bulgarien)

24.10.1941 -        ?           1. Landungsflottille, Varna (Bulgarien)

14.01.1944 - 02.02.1944   Reservelazarett Wasserburg-Gabersee (Erkrankung)

       ?         -  ??.06.1944   11. Küstenschutzflottille, Lemnos / Griechenland, Admiral Ägäis

?.06.1944 - ??.08.1944           Partisanenbekämpfung auf dem griech. Festland / Kommandant der Seeverteidigung Attika   FPNr: M 41914 V
                                   (wahrscheinlich: Intendanturdienststelle beim Seeko Attika)

Dienstgrade:   01.04.1937 > Obermatrose
                   01.04.1938 > Matrosenobergefreiter
                   01.07.1940 > Matrosenhauptgefreiter
                   01.07.1942 > Matrosenstabsgefreiter
                   01.05.1943 > Bootsmannsmaat
                   ?. ?.  1944 > Oberbootsmannsmaat

Bezüglich der o.g. Daten bin ich für jeden ergänzenden Hinweis dankbar.
Viele Grüße, Carsten
veritatis iter age et honeste vive

Teddy Suhren

Hai

Ist bekannt was dein Großvater von April bis Sept. 1940 gemacht hat? Lazarett?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Kettenhund

Hai Teddy,

in dieser Zeit hat die Besatzung der "Schorsch Thiele" die Briten davon abgehalten, in Norwegen Fuß zu fassen. Die Besatzung(en) blieb(en) insofern zusmmenhängend eingesetzt bis die Norwegen-Geschichte beendet war. Bekanntermaßen als die Briten während des deutschen Westfeldzuges ins Hintertreffen gerieten und deshalb Norwegen als Kriegsschauplatz für England nachrangig wurde. Mein Großvater bekam seinerzeit das EK II und den Narvikschild. Daher leite ich ab, dass er im Anschluss an "Weserübung" auch zu Lande eingesetzt war.

Carsten   
veritatis iter age et honeste vive

Zerstörerfahrer

Moin moin ,

erstmal Danke für's Einstellen des WAST-Auszuges.
Was mir momentan noch unverständlich ist, ist die Kommandierung von der 1. L.-Fl. zur Küstenschutzflottille Lemnos (vorher 11. Küstensicherungsflottile), weil dies eine Abgabe von A.d.S.-Personal an eine "Fremd"-Flottille bedeuten würde. Und das zumal es im Februar 1944 noch genügend Transportaufgaben für die 1. Landungsflottille im Schwarzen Meer gab, die Krim war ja immerhin noch nicht geräumt. Es wäre hier auch möglich, daß er nicht zum "schwimmenden" Personal gehörte, das wäre für mich die mögliche Erklärung für diese Abgabe, evtl. war aber auch die Erkrankung Ursache dafür.

Partisanenunternehmungen gab es zw. Juni und August 1944 sehr viele. Diese herauszusuchen und ihre Verläufe zu eruieren bedeutet enormen Rechercheaufwand. Ich vermute nämlich, daß der Großvater schon in Griechenland vermißt/gefallen ist. Es verhielt sich nämlich so, daß beim Rückzug aus Griechenland alle Soldaten durch ein Durchgangslager mußten, dort gezählt und registriert wurden und dann zu Marschbataillonen formiert wurden. Ich habe hier in der Vergangenheit mehrere WAST-Auszüge gesehen, in denen die Zugehörigkeit zu diesen Marine-Sicherungsbataillonen registriert war. Ich denke daher, daß dein Großvater in keinem Durchgangslager mehr registriert wurde. Möglich wäre natürlich auch, daß für bestimmte Bataillone die Personalmeldungen verloren gingen.

Eine Anfrage bei der Deutschen Kriegsgräberfürsorge ergab auch nur den August 1944 als Vermißtendatum. Vielleicht solltest du dort mal einen Auftrag zur Benachrichtigung über Sachstandsänderungen stellen, vielleicht ergibt sich ja in den nächsten Jahren etwas.

@ Jörg,

zu den Landkämpfen bei Narvik gibt es genügend Lektüre. Hier ganz interessant " Z 13, Von Kiel nach Narvik " oder auch das KTB des Marinebataillons Erdmenger.

Grüße
René

Hubertus

Hi Carsten,

Would you me to add your grandfather's War record into crew lists at u-bootwaffe.net/crews/crews/cgi

Regards Hubertus.
There are no roses on a sailor's grave
No lilies on an ocean wave
The only tribute is the seagull's sweeps
And the teardrops that a sweetheart weeps


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Sperrmaat314

Zitat von: Kettenhund am 07 Mai 2010, 14:29:49
Liebe Forumsmitglieder,

mein Großvater fuhr als Flakschütze an Bord der Z3 Max Schultz Mineneinsätze gegen England. Knapp vier Wochen vor der Versenkung (Unternehmen Wikinger) wechselte er auf die Z2 Georg Thiele mit der er an der Norwegenkampagne teilnahm. Anschließend befand er sich auf Z24 und später bei der Sonderkompanie Beverloo. Später diente er in der 11. Landungsbootflottille (Varna / Bulgarien), in der 10. Küstenschutzflottille auf Limnos / später Nordgriechenland. Zuletzt gehörte er zum Seekommando Attika. Mithilfe von Byron Tesapsides persönlich und aus seinen Büchern habe ich bereits einiges erfahren, u.a. dass er beim SeeKo Attika zur Intendanturdienststelle gehörte (entsprechend der FPNr). Laut den Familienlegenden ist mein Großvater durch jugoslawische Partisanen ums Leben gekommen. D.h. wahrscheinlich auf dem Rückmarsch im Okt. 1944. Er gilt als vermisst obwohl es nicht einmal eine offizielle Verlust-/Vermisstmeldung gegeben hat, was m.E. ein Hinweis auf die chaotische Situation während des Rückzuges ist. Nun möchte ich natürlich Näheres über den Einsatz / Rückzug der Kriegsmarine in / aus Griechenland erfahren. Einen besonderen Einblick erhoffe ich mir von "Fritz Ehlebracht - Eine deutsche Odyssee". Leider komme ich an dieses Buch nicht heran. Ich habe bereits vor einem Jahr Kontakt zu Frau Ehlebracht aufgenommen, die selber nur noch ein Exemplar hat. Eine weitere Auflage ist auch aufgrund des Alters und der Gesundheit von Herrn Ehlebracht nicht geplant. Nun meine Frage. Gibt es jemanden, der mir in dieser Angelegenheit weiterhelfen kann?

Vielen Dank vorab und einen herzlichen Gruß an alle Forumsmitglieder,

C. Ernst

Hallo Carsten
Ich habe gelesen, dass dein Opa auch auf der Max Schultz fuhr. Ich bin auch auf der Suche nach Fotos und anderen Dokumenten, sowie der Verlustliste der Max Schultz. Denn mein Großonkel Helmut Sorge fuhr auf dem Zerstörer bis zum Untergang. Und da wollte ich dich fragen hat deine Oma eventuell noch Fotos von dem Schiff, sammt der Besatzung? Ich bin auch im Besitz einiger Fotos eventuell ist dein Opa auch mit darauf. Ich würde mich über eine Antwort deinerseits freuen mit den besten Grüßen Ciau Carsten





Kettenhund

#12
Hallo Sperrmaat,

irgendwie ist mir Dein Anschreiben bislang durchgegangen. Ich habe eine Reihe Fotos. U.a. von der Cadizreise der 1. Zerstörerdivision April/Mai 1939, Norwegenfahrt 1938, Betankung auf See, Landung einer He60, Übungen an der 20mm und 3,7cm Flak. Begleitung des GRÖFAZ ins Memelland am 22.3.39 usw. usw. Grundsätzlich bin ich an einem Austausch sehr interessiert. Ich hoffe sogar darauf. Ab welchem Zeitpunkt war Dein Großvater denn auf der Max Schulz?

Viele Grüße, Carsten
veritatis iter age et honeste vive

jockel

Moin,

der Autor des Buches  "Eine deutsche Odyssee / Kriegsmarine in Griechenland" Fritz Ehlebracht ist am 31. März 2012 verstorben.
Fritz Ehlebracht (Jahrgang 1919) war viele Jahrzehnte Mitglied der Marinekameradschaft Minden.
Das Foto zeigt Fritz Ehlebracht im November 2007, Quelle: Archiv MK-Minden



Gruß
Klaus

Big A

Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

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