Einsatz Japanischer U-Boote im WK II

Begonnen von Albatros, 17 Januar 2010, 18:42:29

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Albatros

Warum verzichtete das japanische Oberkommando eigentlich auf den planmäßigen Einsatz der U-Boote gegen die gegnerische Handelsschifffahrt.
Sie hatten doch eigentlich genügend Boote, sehr gute, schnelle und weitreichende Torpedos.
Sie griffen fast ausschließlich Kriegsschiffe an oder benutzten die Boote zum Nachschubtransport.
Während die US-Navy-U-Boote den japanischen Handelsschiffraum fast alleine Zusammenschoß muss den Japanern doch irgendwann mal aufgegangen sein das dies eine sehr gute Möglichkeit ist den Gegner zu schwächen.

Gruß, :MG:

Manfred

Commander3

Ich denke, mal so aus der Überlegung kurz heraus, allein wegen der Größe des Pazifiks. Die USA waren nicht von der Handelsschiffahrt abhängig, Ihre Basen benötigten Versorgung, aber die japanischen U-Boote hatten nicht ausreichende oder passende Stützpunkte um erfolgversprechend und vor allem lang genug im Kampfgebiet zu verbleiben. Auch waren , soweit ich weiss, ihre verschlüsselungsmaschinen nicht weit genug, die amerikaner hatten ja den funkschlüssel schon vor dem krieg geknackt. Die U-Boote waren also hoch gefährdet. Dann kommt natürlich genau der Faktor den du nanntest, da die amerikanischen U-Boote so erfolgreich waren musste man alles schwimmfähige zur versorgung der truppen nutzen, also auch U-Boote. In diesem zusammenhang würde mich interresieren, wie viele  Geleitzüge und vorallem von welcher größe die US Basen im Pazifik versorgten, oder waren Einzelläufer oder kleine Gruppen häufiger?
Gruß aus Harra

mfg Alex

MS

Die Kaiserliche Japanische Marine verfügte über die variantenreichste U-Boot-Flotte mit den größten Booten des 2. Weltkrieges. Zu ihr zählten bemannte Torpedos, Zwerg-U-Boote, mittelgroße Boote, spezielle Versorgungs-U-Boote (viele davon für das Heer), U-Kreuzer für den Langstreckeneinsatz (viele davon mit Bordflugzeugen ausgerüstet), U-Boote mit der höchsten Unterwassergeschwindigkeit von allen U-Booten im 2. Weltkrieg und U-Boote, die mehrere Bomber transportieren konnten. Diese hohe Typenvielfalt (selbst innerhalb derselben Klasse gab es wiederum Variationen) belastete aber auch die begrenzten Produktionskapazitäten Japans durch Verzettelung der Kräfte ohne Konzentration auf einen bewährten Typ.
Die U-Boote-Modelle zu Anfang des Krieges waren unter Wasser nicht sehr manöverierfähig, konnten nicht sehr tief tauchen und hatten auch kein Radar. In einigen Bereichen wurden Verbesserungen erzielt, bei der elektronischen Ausrüstung blieb man aber wie die Deutschen hinter den Alliierten zurück. Erst ab Juni 1944 wurden die ersten U-Boote mit Radar ausgerüstet. Zu diesem Zeitpunkt waren die Amerikaner jedoch bereits in der Lage, feindliche Radarausstrahlungen zu orten.

Die japanische Marineführung sah vor allem zwei Hauptaufgaben für die U-Boote - die Begleitung und Sicherung der japanischen Flotte während ihrer Einsätze und den Einsatz gegen Kriegsschiffe. Der Einsatz gegen Handelsschiffe wurde nur als Defensivmaßnahme betrachtet und hatte keine Priorität. Zu diesen Aufgaben kamen später noch die Versorgung bzw. auch die Evakuierung abgeschnittener Garnisonen auf den Inseln im Pazifik hinzu. Durch das bloße Warten von einzelnen Booten oder Gruppen von Booten in Lauerpositionen entlang vermuteter feindlicher Schiffsrouten oder den waffengattungsfremden Einsatz als Transportmittel ging viel an Angriffspotential verloren.
Die U-Boot-Kommandanten wiesen ihre Führung immer wieder auf die Notwendigkeit hin, auch Handelsschiffe zu versenken, fanden aber kein Gehör.
Von insgesamt 190 U-Booten gingen 127 verloren. Während des gesamten Krieges wurden nur etwa 184 Handelsschiffe mit ca. 1 Million BRT versenkt.

Der Erfolg der amerikanischen U-Boote in der Bekämpfung der japanischen Handelsschifffahrt wurde sehr durch die Ansicht der japanischen Marineführung begünstigt, dass für Kriegsschiffe der Kampf gegen andere Kriegsschiffe „ehrenhafter“ sei als der Schutz von Handelsschiffen, weshalb kaum eine den Bemühungen der Alliierten vergleichbare organisierte Konvoisicherung vorhanden war.
Die aufgrund der Verluste in der Handelsschifffahrt eingetretenen Engpässe des japanischen Nachschubs wie auch der Rohstoffversorgung Japans trugen erheblich zum alliierten Sieg im Pazifik bei. 2 % des amerikanischen Marinepersonals waren letztlich für 55 % der vernichteten Gesamttonnage der japanischen Handelsschifffahrt verantwortlich.

Gruss
:MG:

Albatros

Dann kann man wohl sagen das das japanische Oberkommando die entscheidende Bedeutung der Logistik in einem Krieg verkannte obwohl sie es an Ihren eigenen Streitkräften hätten erkennen können oder müßen.

Gruß, :MG:

Manfred

Mario

Die Japaner haben letztendlich die Erfordernisse eines modernen Krieges völlig verkannt. Verfangen in ihrer Samuraitradition zählte am Ende immer nur der Kampf und der Sieg gegen einen möglichst starken Gegner. Strategische Elemente wie der Handelskrieg, die Nachschubsicherung, oder auch ein moderner Bomberkrieg waren ihnen fremd und wurden, wenn überhaupt, nur nebensächlich behandelt. Bezeichnend in diesem Zusammenhang sind die schwachen Sicherungen der eigenen Geleitzüge. Japanische Marineoffiziere hielten diese Einsätze für unwürdig. Außerdem konnte man dabei kein Ansehen und keine Ehre gewinnen.

Albatros

Hallo Mario,

ich bin immer wieder überrascht welche strategischen und taktischen Fehler Militärs in der Lage sind zu machen.
Das sie oft Spontan nicht reagieren können ist selbstverständlich aber sie müssten in der Lage sein auf Situationen in einem gewissen zeitlichen Abstand zu reagieren und Maßnahmen zu korrigieren.
Sie sind aber zudem oft auch noch äußerst beratungsresistent

Gruß, :MG:

Manfred

Urs Heßling

Hallo, Manfred

Zitat von: Albatros am 24 Januar 2010, 09:33:51
ich bin immer wieder überrascht welche strategischen und taktischen Fehler Militärs in der Lage sind zu machen.
Das sie oft Spontan nicht reagieren können ist selbstverständlich aber sie müssten in der Lage sein auf Situationen in einem gewissen zeitlichen Abstand zu reagieren und Maßnahmen zu korrigieren.
Sie sind aber zudem oft auch noch äußerst beratungsresistent

Das trifft m.E. durchaus auch auf einige Politiker und Manager zu ...  :-D Beispiele gibt´s in letzter Zeit nicht wenige ...  :-D

Der Unterschied mag sein, daß es die hohen Militärs aufgrund besserer diesbezüglicher Ausbildung besser wissen könnten :wink:.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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