Erster Biber- Neubau sank in der Lübecker Bucht [ ? ]

Begonnen von TD, 04 Oktober 2009, 15:37:12

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Violoncello

Hallo Beate,

danke für die geographische Einordnung. Die Hinweise auf das Lager "Blaukoppel" haben bei mir schon als Kind die Phantasie angeregt. Dank deines Hinweises auf den Film und die nähere Lage habe ich endlich eine (einigermaßen) gute Vorstellung. Der Autor des Buches "Die Biberfahrer", das 2008 erstmals erschienen ist, Enrico Döring, hat bereits 2002 einen Roman zum gleichen Thema ("Der nasse Tod") veröffentlicht, in dem er wohl Erfahrungen seines Großvaters verarbeitet hat. Er dürfte also in der Tat Näheres wissen. Er hat, glaube ich, auch eine eigene Homepage.

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

ZitatEr hat, glaube ich, auch eine eigene Homepage
http://biberfahrer.beepworld.de/

Für diese Zeit waren die Biberfahrer in dem  Wohnschiff DENEB untergebracht, welches in der Lübecker Bucht in einem Sperrgebiet lag.
gibt es über das Wohnschiff Informationen?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,

die "Deneb" hatte einen so bewegten Lebenslauf, dass ihm im Gröner "Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945" Band 5 gleich an zwei Stellen Raum gewidmet wird (S. 38f. und S. 121ff.).

1899 als Frachter "Gertrud" von 795 BRT (Länge 63,40 m, Breite 8,85 m, Tiefgang 3,65m, 500 PS) durch die Flensburger Schiffahrtsgesellschaft für den Schiffseigner Rudolf Chr. Gribel in Stettin gebaut. Am 3.9.1940 wurde das Schiff nach einem Umbau als kleines Lazarettschiff "Leipzig" in Dienst gestellt, aber am 22.11. 1940 wieder außer Dienst gestellt. Am 17.9.1941 wurde es als Lazarettschiff "Christian" erneut in Dienst gestellt. Ab dem 31.3.1943 erfolgte ein erneuter Umbau des Schiffes, der zu seiner Indienststellung als Navigationsschulschiff "Deneb" im Januar 1944 führte. Es soll nun der Navigationsschule Gotenhafen zugewiesen worden sein. Bei einer Stammbesatzung von 40 Mann konnte es 50 Schüler aufnehmen. Hier brechen die Informationen über den Kriegseinsatz der "Deneb" im Gröner ab und bedürfen der Ergänzung.

Döring führt in "Die Biberfahrer" aus, dass die "Deneb" nach dem Umbau zum Navigationsschulschiff dem KdK zugewiesen worden sei. Es habe dem Lehrkommando 250 als Wohnschiff für die zukünftigen Biber-Fahrer gedient, das "in der Lübecker Bucht in einem Sperrgebiet lag" (S. 40).

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Hallo Violoncello,
danke für den Lebenslauf der DENEB, ohne Gröner bin ich noch auf solche Unterstützung angewiesen  :MZ:
der HP "Biberfahrer" ist dem Bericht eines Veteranen zu entnehmen, das die DENEB nicht nur Wohnschiff war
ZitatÜbungsfahrten im Travearm und Tauchprobe auf ca. 10 m Tiefe und 30 min Dauer vor der Travemündung vom Übungsschiff ,,Deneb" aus gehörten zur Ausbildung. In dieser Zeit wurde auch eine Tauchretterausbildung im Tauchtopf Pelzerhaken (14 m Tauchtiefe) mit anschließender Tauchretterabschlussprüfung absolviert...Von der ,,Deneb" aus konnte ich Versuche beobachten, Biber auf weinig gefluteten U-Booten zu befestigen, angeblich Eismeer-U-Boote von Teddy Suhren http://biberfahrer.beepworld.de/

Der Tieftauchtopf war allerding nicht in Pelzerhaken , dort war das NVK, sondern in Neustadt

Grüsse
Beate
P.S im WGAZ der Marineschule hängt ein  Foto vom "ADAM"
Grüße
Beate

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Violoncello

Hallo zusammen,

und noch einmal zurück zum "Missgeschick" des "Adam":

Cajus Bekker schildert den Sachverhalt in "Einzelkämpfer zur See" S. 156 mit leichten Abweichungen in der Datierung wie folgt:

"Bei einer zweiten Besprechung am 9. Februar wurde der Auftrag perfekt, und bereits 14 Tage später, am 23. Februar, lag der provisorische Entwurf vor, nach dem der erste Biber, `Adam´ genannt, in Gemeinschaftsarbeit erfahrerener Werkmeister gebaut und am 15. März fertig wurde. Am 18. März stieg Bartels selbst ein, soff aber beim ersten Tauchversuch ab und kam mit eigener Kraft nicht wieder hoch. `Adam´ wurde gehoben, erneut fitgemacht und am 29. März dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine vorgeführt. Diesmal klappte es, der Bau ging in die Serie und `Adam´ wurde zum Vater einer stattlichen, zuletzt 325köpfigen Biberfamilie."

Diese Darstellung war auch schon in der ersten Ausgabe des Buches "... und liebten doch das Leben" Mitte der 1950er Jahre enthalten. Bekker hat die Fakten sehr sorgfältig recherchiert, so dass an der Richtigkeit des Vorgangs nach meiner Einschätzung kaum Zweifel bestehen dürften.

Und für alle "Biber-Interessierten" noch ein Hinweis: Die Schiffahrtsgeschichtliche Gesellschaft Ostsee e.V. hat in ihrer Veröffentlichungsreihe "Das Nordlicht extra" als Nr. 17 (Rostock 2006) ein außerordentlich lesenswertes und nur gut 3 EUR Euro teures Heft des Autors Joachim H. Rudek herausgebracht: "Der Biber. Ein Klein-U-Boot der deutschen Kriegsmarine im Blickpunkt des britischen Geheimdienstes". 

Und Beate, dank für die Ergänzung zur Verwendung der "Deneb" und den Tipp zur Marineschule Mürwik. WGAZ und Bibliothek sind halt immer einen Aufenthalt wert!

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Zitat von: bettika61 am 15 November 2013, 20:46:56
Für diese Zeit waren die Biberfahrer in dem  Wohnschiff DENEB untergebracht, welches in der Lübecker Bucht in einem Sperrgebiet lag.
gibt es über das Wohnschiff Informationen?

Hallo ,
das Lager Blaukoppel und das Wohnschiff wurden offenbar nicht nur von den Biberfahrern genutzt,
sondern auch von den Sprengbootfahrern
ZitatDen Abschluß der 4wöchigen Ausbildung bildete eine Gefechtsübung in der Lübecker Bucht. In Schlutup bei Lübeck ,(Lager Blaukoppel) lag ein alter Handelsdampfer, der als Wohnschiff umgebaut worden war. Dort wurden die Sprengbootfahrer für drei Tage und Nachte untergebracht, um ihre Gefechtsübung durchzuführen.
Während dieser Ausbildungszeit erfolgte die Materialbeschaffung. Ein eigenes Abholkommando reiste unter den damals immer schwierigeren Verhältnissen zu den einzelnen Werften, auf denen Sprengboote hergestelIt wurden, z. B. Bad Schandau bei Dresden, Elbing in Westpreussen, Berlin-Grünau, Beu[oi]tzenburg an der Elbe, Stralsund und Rostock
Hans Stärk "Marineunteroffizierschule Plön/Holstein"

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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Violoncello

Hallo Beate,

"Blaukoppel" dürfte, auch wenn ich bisher keine belastbare Bestätigung gefunden habe, der Ausgangspunkt für alle weiteren "Koppeln" gewesen sein. Bekker beschreibt dies für den 2. Januar 1944 so (Bekker, Einzelkämpfer zur See, S. 15):

"Zuerst war es nur eine unscheinbare Baracke am Ostseestrand bei Heiligenhafen, die von außen einem Hühnerstall ähnlicher sah als dem Heim zukünftiger K-Männer (="Blaukoppel"). Sehr bald kam die Artilleriekaserne hinzu, weil die Baracke dem Andrang nicht gewachsen war" (="Steinkoppel").

Anfang Januar 1944 und damit vor der Aufstellung des Kommandos der Kleinkampfverbände waren die ersten Freiwilligen für die zukünftigen Marine-Einsatz-Kommandos eingetroffen. Ausbildung auf "LInsen" und "Biber" gab es naturgemäß zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht. Der Hinweis auf Heiligenhafen erscheint verwirrend, ist aber möglicherweise dem Zeitpunkt des Entstehens des Buches Mitte der 1950er Jahre geschuldet.

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Hallo Hartwig,
die Angaben zu "Steinkoppel" sind widersprüchlich,
bei Döring steht: "Unmittelbar neben Blaukoppel lag die "Steinkoppel"
als "Artilleriekaserne" finde ich in Lübeck bisher nur die spätere Travekaserne  http://pzpi17o.de.tl/Chronik.htm.
(Die in der Chronik  genannte "Teerhofinsel"  wurde schon im 2.WK für Land-und Wasserübungen der Pioniere genutzt )

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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Violoncello

Hallo Beate,

ja, "Steinkoppel" bleibt ein Problem.

Ich habe noch zwei Quellen gefunden, die nahelegen, dass "Steinkoppel" nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zur "Blaukoppel" lag:

Im Ärztlichen Kriegstagebuch der K-Flottille 261 ("Biber") für den Zeitraum vom 18.9. bis zum 15.11.1944 (BArch RM 103/3) heisst es: "18.9.1944 Bad Schwartau Das Dach des Sankas ist mangelhaft gekennzeichnet. Weiss spritzen und Kennzeichnung mit Rotem Kreuz bei der 5. MKwA Steinkoppel. "Steinkoppel" lag also in Bad Schwartau und nicht in Schlutup oder auf der gleichen Seite der Trave.

In dem Buch N.N. (Sammelwerk): Einzelkämpfer. Portraits hochausgezeichneter Soldaten (3. Auflage Rastatt 1975) ist in dem Kapitel über Walther Gerhold, das auf ein "Interview" mit ihm zurückgehen dürfte, auf Seite 84 folgender Satz zu lesen: "Walther Gerhold wurde am 14. Juli 1944 auf dem Platz der Pionierkaserne in Lübeck von dem Führer der Kleinkampfverbände, Vizeadmiral Heye [damals war Heye tatsächlich noch Konteradmiral], das Ritterkreuz überreicht."

Also auch die Frage "Artillerie-Kaserne" oder "Pionier-Kaserne" scheint nicht ganz klar zu sein.

Viele Grüße

Violoncello   

bettika61

Hallo Hartwig,
die Angaben Bad Schwartau Artilleriekaserne und Pionierkaserne  passen schon zur ehem. Trave- Kaserne. Von Strukturen der Wehrmacht habe ich keine Ahnung, aber m.E war das
Pionierbataillon 30 http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/PionierBat/PiBat30.htm
in der Artilleriekaserne.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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Violoncello

Hallo Beate,

noch einmal zurück zu Antwort #16:

zum "Biber"-Lehrkommando 250 zählten nach der Laufenden Kriegsgliederung 1945 K.G.-Blatt 4 a (Ausgabe 15.1.1945) insgesamt folgende Fahrzeuge:

das Zielschiff "Deneb", die Fangboote "Theodor", "Traute" und "R 55", das Bergungsschiff "BP 34", die Taucherschiffe "C 22" und "C 26", das Fährschiff "Falke", das Torpedoklarmachschiff "Kamerun" und 10 Sicherungsboote (BArch RM 20/1827).

Viele Grüße

Violoncello


bettika61

Zitat von: Violoncello am 14 Januar 2014, 21:16:00
ja, "Steinkoppel" bleibt ein Problem.
In dem Buch N.N. (Sammelwerk): Einzelkämpfer. Portraits hochausgezeichneter Soldaten (3. Auflage Rastatt 1975) ist in dem Kapitel über Walther Gerhold, das auf ein "Interview" mit ihm zurückgehen dürfte, auf Seite 84 folgender Satz zu lesen: "Walther Gerhold wurde am 14. Juli 1944 auf dem Platz der Pionierkaserne in Lübeck  von dem Führer der Kleinkampfverbände, Vizeadmiral Heye [damals war Heye tatsächlich noch Konteradmiral], das Ritterkreuz überreicht."

Also auch die Frage "Artillerie-Kaserne" oder "Pionier-Kaserne" scheint nicht ganz klar zu sein.
Hallo Hartwig,
guter Hinweis  top
die Fotos von der Ritterkreuzverleihung an Gerhold http://www.audiovis.nac.gov.pl/obraz/2873/c673263e34f16394c379c4b4cf9d476d/
und auch an Herbert Berrer  http://www.audiovis.nac.gov.pl/obraz/2784/c673263e34f16394c379c4b4cf9d476d/
durch Heye bringen mich auf eine andere Kaserne in der Nähe, die heutige Falkenfeldkaserne der Bundespolizei in der Schwartauer Landstrasse :
meine Standortvermutung der Ritterkreuzverleihung zum Vergleich heute http://binged.it/1gI9BUh

Über die Geschichte der Kaserne und deren Nutzung im 2.WK habe ich noch nichts finden können  :-(

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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Violoncello

Hallo Beate,

die Lager des K-Verbandes in und um Lübeck / Heiligenhafen lassen mir keine Ruhe. Ich habe noch einmal den bereits zitierten Beitrag über Walther Gerhold durchgeblättert. Danach stellt sich die Situation so dar:

1. Etwa Anfang Dezember 1943 wurden die ersten Angehörigen der Marineeinsatzabteilung, des späteren Kommandos der Kleinkampfverbände, in einer "Baracke" (Barackenlager) in Heiligenhafen zusammengezogen.

2. Etwa Anfang 1944 ist die Rede davon, dass sich die K-Männer "in dem Barackenlager und in der Artilleriekaserne" befanden. Die Rede ist immer noch von Heiligenhafen und dem"einzigen Kino", in dem die Soldaten ihre Freizeit verbringen konnten.

3. Das Ritterkreuz wurde Gerhold am 14. Juli 1944 durch Heye in der "Pionierkaserne in Lübeck" verliehen.

Es spielen also sowohl die "Artilleriekaserne" als auch die "Pionierkaserne" in der Geschichte des KdK eine Rolle.

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Hallo Hartwig,
Heiligenhafen:  die Baracken gehörten vermutlich zur LW-Kaserne Heiligenhafen, heute Gelände der Fachklinik
ZitatIn der Kaserne war ab 1938 die Flieger-Ersatz-Abteilung 26 (See) FleA 26 (See) stationiert, von 1941 bis 1942 Flieger-Ausbildungsregiment. Danach Marinekriegsschule.
http://www.geschichtsspuren.de/forum/viewtopic.php?t=4362&postdays=0&postorder=asc&&start=10
LW-Baracken Heiligenhafen und Pionierkaserne Lübeck wurden auch von den Kampfschwimmern genutzt.Auszug aus einer Vernehmung von PW hänge ich an (Quelle: TNA WO 208-5538)

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

redfort

Ein paar Impressionen von den ex. Kasernen in Heiligenhafen.



Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

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